Wachturm in Moraira |
⓿❸❽ Es ist kein Wunder, dass die Küstenregionen im Mittelmeerraum vor der Entwicklung des Tourismus schwach besiedelt waren. Das gilt nicht nur für Spanien, sondern für alle dem Meer angrenzenden Länder und Inseln. Trotz des ausgeglichenen Klimas befand sich der grosse Teil der wichtigen Dörfer und Städte wie Córdoba und Gránada im Landesinnern, nahe von schützenden Bergen und immer mit Zugang zu frischem Wasser.
Der Begriff „Atalaya“ stammt aus dem arabischen und bedeutet Wachtposten oder Ausguck. Bereits im 9. Jahrhundert wurden die Türme in Nordafrika errichtet. Sie kamen dann mit den Mauren auf die Iberische Halbinsel. Zwischen dem 14. und dem 16. Jahrhundert wurden sie zuhauf an Küstenstreifen, Flussufern und Bergkämmen in Sichtkontakt gebaut, um sich vor Eindringlingen und Überfällen zu schützen. Rund ums Mittelmeer herrschte zu dieser Zeit eine rege Piratentätigkeit. Es wurde nicht nur geplündert und gemordet. Zahlreiche junge Menschen wurden auf die Schiffe verschleppt, um sie als Sklaven zu halten. Die Bewohner der küstennahen Bauern- und Fischerdörfer und der kleinen Stadt-Ansiedlungen konnten dank der Übermittlung der Turmwächter durch Kanonenböller oder Rauchzeichen am Tag und Feuerscheine in der Nacht vor der Gefahr eines Überfalls gewarnt werden. Als im 18. Jahrhundert die Engländer und die Franzosen das Mittelmeer beherrschten, liessen die Piratenüberfälle nach. Die Wachtürme wurden nicht mehr genutzt und viele davon zerfielen zu Ruinen.
Mit der Zeit besannen sich die Küstenbewohner und ihre Kommunen auf dieses wichtige Relikt ihrer Geschichte. Zahlreiche der 10 bis 15 Meter hohen Wachtürme wurden restauriert. Heute führen Wanderpfade auf die Hügel zu den Türmen. Sie können zumeist nur von aussen betrachtet werden. Innen wurden sie nicht renoviert, und die Eingänge sind zugemauert. Die Aufstieg lohnt sich trotzdem sehr, denn es wartet eine herrliche Weitsicht über die Küstenlandschaft und das Meer. Die Türme der Region Marina alta stehen zwischen dem Cabo Sant Antoni in Xábea (Jávea) und Mascarat unterhalb von Calpe. Im Museo Soler Blasco in Xábia liegt als einziges erhaltenes Schriftstück zu diesen Atalayas die Akte aus dem Jahr 1609. Darin aufgeführt sind die Namen und der Verdienst der Turmwächter, die bis 1618 Wache standen.