Café Cortado |
⓿❷❶ Was gibt es denn gemütlicheres und anregenderes als im Strassencafé zu sitzen, zusammen mit der Zeitung und einem echten spanischen Café cortado. Dieser gehörte bereits 1984 zu meinen Lieblingsgetränken, jeweils in der Bar an der Theke genossen, zu jeder Tages- und Nachtzeit passend.
Cortar – schneiden, cortado – der „Verschnittene“, dies die Bedeutung
des Namens. In den Café solo (Espresso) frisch ab der Maschine kommt
ein guter Schuss leicht aufgeschäumte Milch, dies ergibt seinen
abgerundeten Geschmack und die nussbraune Farbe. In Südfrankreich heisst
diese Zubereitungsart deshalb „café noisette“. Gereicht wird er im für
das Getränk typischen Glas von 1.33 dl, dazu eine Portion Zucker. In
einem unserer Lieblingscafés in Moraira wird im Winterhalbjahr jeweils
ein kleines Stück regionalen Gebäcks dazu gegeben – ein Hochgenuss. Die
Kunst, einen schönen Cortado zu servieren, beherrschen leider nur
wenige. Oft enthält der Cortado lediglich heisse Milch ohne Schaum, oder
gar zu viel Milch, was ihn schwer und fade macht. Oder er wird in der
Tasse serviert, was mich jeweils sehr enttäuscht, denn es fehlt das
richtige Cortado-Feeling.
Jeder Genuss hat seinen Preis |
Im Gegensatz zu den mitteleuropäischen Ländern, wo die teureren Arabica-Kaffeebohnen geröstet werden, kommt in Spanien oft der günstigere und im Geschmack rauhere Robusta-Kaffee zum Einsatz. Um den Geschmack zu verfeinern, wird bei der Röstung Zucker zugegeben, der nach seiner Caramelisierung dem Kaffee seine bittere Note nimmt.
Die Kaffeekultur in Spanien begann Mitte des 17. Jahrhunderts in den Seehandelsstädten wie Barcelona, Gijon und Cadíz. Sie verbreitete sich rasch, wie im übrigen Europa. Hier nicht durchgesetzt hat sich die in San Francisco bekannte Zubereitung des Cortados im robusten „Gibraltar“-Glas mit seinem dicken, achteckigem Fuss. Durchgesetzt hat sich jedoch die Definition: grösser als ein Macchiato, kürzer als ein Cappuccino, mit der Milchstruktur eines Latte, echte Kaffeekultur, die wir immer aufs Neue erleben dürfen.