La gota fría – ein Wetterphänomen

Gota fría im September 2019

⓿❷❸  Die im Volksmund genannte „gota fría“ nennt sich in der Fachsprache DANA - depresión aislada en niveles altos - ist ein sowohl willkommenes als auch gefürchtetes Wetterphänomen in Spanien. Sie tritt vorwiegend an der südöstlichen Küste des Mittelmeers und den Balearen auf und zieht abgeschwächt ins Landesinnere. Die meisten gota frías sind im Herbst, zwischen September und November zu verzeichnen. Heftige Regenfälle sind die Resultierende der gota fría. Einerseits bringen sie nach mehreren Wochen heissen Wetters die ersehnten Niederschläge, andererseits sind sie gefürchtet wegen ihres unberechenbaren Ausmasses zwischen einem heftigen Regenguss und sintflutartigen Niederschlägen mit nachfolgenden Überschwemmungen, grossen Schäden, Ernteausfällen bis zu Verlust von Hab und Gut.

Nach dem Sturm
Fachtechnisch wird die gota fría als „Kaltlufttropfen“ oder „Höhentief“ bezeichnet. Dieses besetzt ein Gebiet zwischen 100 und 1000 Kilometern Fläche mit besonders kalter Luft in einer Höhe zwischen etwa 4000 und 9000 Metern über dem Meeresspiegel. Wenn sich dieses über das noch warme Mittelmeer schiebt, werden die unteren Luftschichten erwärmt und mit Feuchtigkeit angereichert. Der sodann grosse Temperaturunterschied zwischen den unteren und den oberen Luftschichten erwirkt die Bildung von Regen- und Gewitterwolken, welche heftige Niederschläge auslösen, die oft auch von Hagel begleitet sind. Höhentiefs treten auch andernorts auf, hingegen ist die spanische Mittelmeerzone zwischen Valencia und Malaga wegen ihres warmen und reichlich feuchten Klimas, wo der Ostwind die gota fría bis an die Gebirgskette der Sierra Nevada tragen kann, dafür prädestiniert. Örtlich kann die gota fría sehr unterschiedlich auftreten. Da steht ein Dorf unter Wasser, und im Nachbardorf ist starker Regen gefallen, ohne elementare Schäden zu verursachen. 
Die gota fría von September 2019 wird als die schlimmste seit 140 Jahren bezeichnet. In den beiden Provinzen Murcia und Alicante wurden 300‘000 Weinreben, Obst- und Zitrusbäume vernichtet. Kilometerlang standen die Gemüseplantagen unter Wasser. Der verursachte Schaden wird auf 190 Millionen Euro geschätzt, betroffen sind rund 30‘000 Personen. Diese blieben bis über mehrere Tage vom Wasser eingeschlossen. Auch kam für sechs Menschen jede Hilfe zu spät, sie wurden von den Wassermassen weg gespült oder eingeschlossen und starben.