Teatro de Romano in Mérida |
⓿❶⓿ Sechs Mal war ich schon in Mérida. Das römische Zentrum Spaniens gehört zu jenen Reisezielen, die mich jedes Mal tief beeindrucken und wo ich immer Neues finde. Nach dem Besuch der Virgen von Guadalupe führt der Weg etwa 150 km weiter in Richtung Südwesten bis in die Hauptstadt der Extremadura am Fluss Guadiana. Der Reichtum an römischen Bauwerken, gleich neben der Altstadt, ist gross, deshalb auch kein Wunder, dass Mérida 1993 auf die Liste der Welt-Kulturerbe aufgenommen wurde.
Ob Amphitheater, Aquädukt, römischer Zirkus, Triumphbogen des Trajan,
romanische Brücke oder die Ruine der Jagdgöttin Diana, diese Heute als
unschätzbar geltenden Baudenkmäler gehen zurück bis ins Jahr 24 vor
Christus. Kaiser Augustus liess hier an der ria Plata (Silberstrasse)
gelegenen Strecke die Augusta Emerita, die Distriktshauptstadt der
damaligen römischen Provinz Lusitania entstehen. Von daher stammt auch
der Name Mérida. Die Stadt war nicht nur Verkehrsknotenpunkt. Kaiser
Augustus liess seine verdienten Kriegsveteranen im südlich spanischen
Klima wohnen, und seit 57 nach Christus war Mérida auch einer der
ältesten Bischofssitze Spaniens. Mehrere Male versuchten Vandalen die
Stadt zu erobern. Dies gelang den Westgoten in der zweiten Hälfte des 5.
Jahrhunderts.
Sie besetzten die Stadt und liessen sie teilweise zerfallen. Während
zwei Jahrhunderten regierten sie von Mérida aus die Iberische Halbinsel,
bis die Mauren
713 die Stadt übernahmen. Sie setzten mit dem Alcàzar ihr
architektonisch meisterhaftes Zeichen.
römische Togastatue |
In der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts verlor Mérida den Bischofssitz an Santiago de Compostela. Rund 100 Jahre später wurde die Stadt durch die Reconquista wieder katholisch. Während einiger Jahre war der Fluss die Grenze zwischen den katholischen und den arabischen Herrschaftsgebieten. Erst 400 Jahre später erfolgte der Bau der eigenen Kathedrale auf der Plaza España, auf den Mauerresten einer römisch-westgotischen Kirche aus dem 13. Jahrhundert. Der Fluss, Heute nach seinem Entspringungsort Ojos del Guadiana benannt, hiess bei den Römern Anas, und die Araber nannten ihn Yanah.
In zahlreichen Reiseführern wird eine Tagestour in Mérida empfohlen. Ohne weiteres lassen sich in diesem Zentrum der Kulturgeschichte mehrere Tage füllen, um die zahlreichen Kulturstätten auch zu verschiedenen Tageszeiten mit den wechselnden Lichteinflüssen zu betrachten. Wer im Sommer anreist, hat die Möglichkeit, sich in der antiken Theaterkulisse eine Aufführung anzusehen. Etwa 45 km ausserhalb der Stadt liegen die Burg und der Ort Medellín, hier kam man das Taufbecken von Hermàn Cortés, dem Entdecker Mexikos, besichtigen. Neben Hüterin des immensen Kulturguts ist Mérida auch eine lebendige und pulsierende Stadt mit guten Shoppingmöglichkeiten und Restaurants, wo die regionalen Spezialitäten wie der Original Ibérico-Schinken oder ein Glas feinen Tepranillo-Wein genossen werden können. Übrigens, die Anfänge des Weinbaus in der Region von Mérida gehen ebenfalls auf die Römer zurück.