Denia – Hafen der Tränen

Die Vertreibung aus dem Hafen von Denia (Vicent Mostre, 1613)
⓿❹❹  Am 20. Februar 1614 meldete der Conde de Salazar seiner Obrigkeit, König Philipp III, das letzte Schiff mit den maurischen Eindringlingen sei ausgelaufen, und die Mission der Vertreibung der nicht echten Katholiken somit nun abgeschlossen. Bereits 30 Jahre zuvor begannen das katholische Königshaus und die Kirche, die islamische Bevölkerung aus dem Land zu weisen. Die Kleinkinder wurden von ihren Eltern getrennt und in altchristliche Familien gegeben. Hab und Gut wurde abgenommen, und die verängstigte Bevölkerung wurde zusammengetrieben und von den südspanischen Häfen aus nach Nordafrika deportiert. Insgesamt waren 320 000 Menschen von der Vertreibung betroffen. Das den Betroffenen zugefügte Leid war unermesslich. Das letzte dieser Deportationsschiffe lief von Denia aus. Hier endete tränenreich das 903 Jahre dauernde, wechselvolle Zeitalter des Islams auf der Iberischen Halbinsel als höchst unrühmliches Kapitel der spanischen Geschichte.

Heute kennen wir Denia als vielfältigen Touristenort mit kilometerlangem Strand, einer kleinen, aber hübschen Altstadt und dem Hafen mit den Fähren zu den Baleareninseln. Die im 11. Jahrhundert durch die Mauren auf römischem Fundament erstellte Burg thront über der Stadt und beherbergt das archäologische Museum. Auf den Hausberg, den Montgó oder in die Cueva Collada zwischen Denia und Jávea lässt sich, entsprechend ausgerüstet, herrlich wandern.

Castillo von Denia
Was Denia von anderen Küstenorten der Costa Blanca abhebt, ist seine Affinität zur feinen Küche. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts erlebte die Stadt eine Hochblüte durch die Produktion von getrockneten Weinbeeren, die auf dem Seeweg nach ganz Europa gelangten. Durch die erhöhte Konkurrenz ebbte dieser Wirtschaftszweig im 20. Jahrhundert bis zur Bedeutungslosigkeit ab. Heute noch berühmt und meines Erachtens sehr empfehlenswert sind die saftigen roten Crevetten, die vor der Küste Denias gefischt werden. Die kleinen, bis zu 22 cm langen "gamba roja" sind zwar teuer. Ich esse sie selten und nur in kleinen Portionen, so bleibt ihr exquisiter Geschmack noch lange im Gaumen präsent.