Espadrilles – aus Callosa de Segura

Callosa de Segura
⓿❹❼  Mittelgrosse Provinzstädte wie Callosa de Segura gibt es 660 in Spanien. Meistens fahren wir an ihnen vorbei, denn nur wenige beherbergen bekannte touristische Hingucker. Und doch. In vielen davon befinden sich besondere Punkte oder interessante Stellen. Das wurde mir wieder bewusst, als ich vor der Kapelle San Roque von Callosa de Segura stand und über die Stadt blickte. In den Hinterhöfen flatterte die Wäsche im Wind und das leise Brummen des Verkehrs stieg zum Hügel empor.

In Callosa de Segura befindet sich das «Museo del Cáñamo», das Hanfmuseum. Neben Seilen und Schiffsnetzen wurden hier die berühmten Schuhe mit der geknüpften Hanfsohle hergestellt. Der Hanf gehört zu den ältesten kultivierten Pflanzen überhaupt. Als Textilfaser kam sie im Mittelalter von Indien via dem mittleren Orient ins islamische Spanien. In Callosa, am Ufer des Flusses Segura, 25 Kilometer vom Mittelmeer entfernt, herrschten ideale Bedingungen für deren Anbau. Die Verarbeitung des Hanfs geschah meist in schlecht gelüfteten Räumen, so dass deshalb viele Bewohner der Stadt an Atemwegserkrankungen starben. Bis Mitte des 20. Jahrhunderts gehörte die Hanfproduktion und deren Verarbeitung zum Haupterwerb in der Region.1986 wurde das Hanfmuseum aufgebaut, um dieses für die Region wichtige Kulturerbe nicht zu vergessen.

Espadrilles - Alpargatas
Die Hanfschuhe kennen wir als Espadrilles. Der Name ist vom Begriff Espartogras abgeleitet, aus diesem die ersten dieser Schuhe hergestellt wurden. In Castellano heissen sie «Alpargatas». Sie dienten, mit schwarzem Stoffüberzug versehen, als Alltagsschuh im Haus, auf dem Feld und auf dem Fischerboot. Sie waren günstig und wurden von Männern und Frauen gleichermassen getragen. Modelle mit weissem Stoffbezug gab es zum Hochzeitsgewand oder zur Sonntagstracht. In Callosa de Segura war man stolz auf die Hanfschuhe. In den 1960-er Jahren trugen ihn weltberühmte Filmdivas wir Grace Kelly oder Sophia Loren. Zwanzig Jahre später war der Trend vorüber, und die Espadrilles – oder Alpargatas – gerieten nahezu in Vergessenheit.

Langsam werden die Alpargatas wieder en vogue. Zahlreiche Geschäfte und Modehäuser nehmen sie in ihr Sortiment auf. Glücklicherweise, denn sie sind aus 100 Prozent Naturfaser und atmungsaktiv, entsprechen also ganz dem natürlichen Trend. Zudem gibt es Arbeit, und es kann auf das traditionelle Handwerk zurückgegriffen werden.