Üben für die Corrida – im Herzen Andalusiens

Übungsarena für junge Matadoren
⓿❹❺  Versteckt in der Sierra Tejada, im Hinterland zwischen Malaga und Granada, entdeckten wir an einer Strassenbiegung eine kleine Stierkampfarena mit Übungsgeräten für angehende Matadoren. Hier in Andalusien, und besonders auf dem Land wird der Matador für seinen Mut und seine Grazie in der Arena bewundert. Die Bewegung eines Matadors mit dem roten Tuch vis à vis des Stiers in der Arena hat auch balletähnliche Züge. Es erstaunt deshalb nicht, dass noch Heute für einige junge Menschen, vor allem Knaben, der Matador als Traumberuf gilt und deren traditionsbewusste Väter mit grossem Stolz erfüllt.

In Spanien existieren insgesamt 53 "escuelas de taurinos", 25 allein in Andalusien. Diese sind in der Vereinigung der andalusischen Matadorenschulen zusammengeschlossen. Der Stierkampf ist in Spanien sehr umstritten, in einigen Regionen sogar verboten worden. Dementsprechend halbierten sich die Absolventenzahlen der Matadorenschulen in den letzten 20 Jahren von 300 auf 150 eingeschriebene Schüler. Noch 2015 beabsichtigte das spanische Kulturministerium, den Matador als offizielles Unterrichtsfach aufzunehmen. In 2000 Unterrichtsstunden sollten die Geschichte des Stierkampfs, aber auch die praktischen Schritte und Bewegungen des Matadors erlernt und geübt werden. Der Matador sollte als kultuhistorisch und artistisch bedeutender Beruf in Spanien nicht verschwinden. Die dafür benötigte finanzielle Unterstützung des Staates wurde jedoch nicht genehmigt, und das Ansinnen deshalb fallen gelassen.

Taurino Cayetano Ortoñez
Einige Professoren der Historischen Fakultät der Universität in Sevilla versuchen mit der "Fundación de estudios Taurinos", der Stiftung der Erforschung der Matadoren, diesen einst stolzen Teil der spanischen Kultur nicht vergessen zu lassen. Die grossen Momente der berühmten Matadorenfamilien werden dort aufbewahrt und bleiben der Nachwelt erhalten. Zu den bedeutendsten gehören Antonio Ordoñez, der zwischen 1951 und 1968 über 3000 Corridas bestritt, oder sein Vater Cayetano (1904-1961), er war Protagonist für einen Roman Ernest Hemingways. Die Stiftung führt Informationen durch und veröffentlicht regelmässige Schriften. "Ein Kleinod, wie aus einer anderen Zeit, und doch so wertvoll" schrieb die spanische Zeitung "El País" im Februar 2020 über die Stiftung. Aus meiner Sicht ist der Beruf des Matadors noch eine Weile nicht ausgestorben. So lange die stolze Mentalität des Spaniers als Eroberer und Bezwinger hochgehalten wird, steht der Taurino in der Arena.