Alcázar - Der Palast des grausamen Königs

Gartenanlage des Alcázar in Sevilla
⓿❻❻  Es tönt beinahe wie im Märchen der Gebrüder Grimm. Da gibt es einen König, der sperrt drei Tage nach der Hochzeit seine Ehefrau ins Gefängnis, um Tisch und Bett mit der Geliebten zu teilen. Dann lässt er sich einen herrschaftlichen Palast bauen und einen Trakt für seine Lebensgefährtin einrichten. Hier endet das Märchen, denn es erscheint kein Prinz, um die Ehefrau zu erlösen. Diese stirbt nach mehreren Jahren im Verliess im Alter von 22 Jahren. Trotzdem ist die Geschichte interessant und die Burg eine der Schönsten in ganz Spanien. 

Arkadengang des Alcázars
Pedro I. (1334-1369) war zwischen 1350 und 1369 König von Kastillien und León. Aus strategischen Gründen heiratete er 1353 die junge Blanche aus dem Hause Bourbon, die er drei Tage nach der Hochzeit in den Kerker werfen liess, um mit seiner Geliebten, Maria de Padilla zusammen zu sein. Dieser Akt brachte ihm den Übernamen Pedro el Cruel (Peter der Grausame) ein. Er war jedoch gegenüber seinen Untertanen ein gerechter Regent, zudem ein geschickter Stratege. Seinem Freund Mohammed V. verhalf er in Granada auf den Thron. Dieser entsandte 1364 als Gegengeschenk seine besten Handwerker nach Sevilla, damals eine der grössten und einflussreichsten Städte der Welt. Dort erstellten sie für König Pedro, angelehnt an die Alhambra in Granada, den Alcázar. So entstand auf dem Fundament einer früheren Festung das wohl bedeutendste Bauwerk der Mudéjarkunst in Spanien.

Sala de los Embajadores
Zu den schönsten Räumen gehören der Patio de las Doncellas (Hof der Mädchen) mit wunderbaren Stuckarbeiten. Beeindruckend ist ebenfalls der Sala de los Embajadores (Botschaftersaal). Dieser erinnert mit seinen regionaltypischen Azulejos (Kacheln) den vergoldeten Zierden und der Kuppel an seine grössere Schwester in der Alhambra in Granada. Es folgen die Gemächer der Geliebten Maria de Padilla. 173 Jahre später, als Kaiser Karl V. (1500-1558) auf seiner Hochzeitsreise mit Isabella von Portugal im Alcázar verweilte, liess er für sich eine Residenz im Renaissancestil anbauen und mit flämischen Teppichen ausstatten. Ein Teil dieses Palastes ist noch Heute offizielle Residenz des spanischen Königshauses. 

Palast vom Patio
de la Monteria aus gesehen
Ich kehre immer wieder gerne in den Alcázar zurück und wundere mich keinen Moment lang darüber, dass dieses aussergewöhnliche Bauwerk 1987 von der UNESCO zum Weltkulturerbe ernannt wurde. Neben den spektakulären Innenräumen und dem Patio fasziniert mich der angegliederte dreiteilige Garten mit Wasserspielen, Fischteichen und Tropfsteingrotten. Mit seinen Bepflanzungen ist er eine Oase im hektischen Stadtleben von Sevilla. Besonders gerne halte ich ich im Frühling hier auf, wenn die Orangenbäume blühen und ihren herrlichen Duft verströmen.