Corias - in der spanischen Schweiz

 Vor unserer Rückkehr in die Schweiz besuchten wir das ehemalige Königreich Asturien in Nordspanien. Diese Region wird hier die spanische Schweiz genannt. Verwunderlich ist das nicht. Die Landschaft ist hügelig und grün, üppig bewaldet, und auf den Weiden bewegen sich die Milchkühe gemächlich, denn um ihr Futter müssen sie nicht bangen, es hat mehr als genug davon.

Die Route zu unserem Ziel, dem ehemaligen Benediktinerkloster von San Juan Bautista in Corias führt auf engen Strassen durch kurvenreiche Täler dem Fluss Narcea entlang. Links und rechts erheben sich die bewaldeten Höhen, unterbrochen durch verlassene Weiler, hin und wieder ein Maiensäss und ein Bergsee. Überrascht hat die Stadt Cangas de Narcea, eine Gemeinde Mitten im "Nichts", wo über 11’000 Menschen zuhause sind. Die nächst grösseren Orte sind das 90 Kilometer entfernte Oviedo im Nordosten und León im Südosten. Bis dahin sind es 155 Kilometer.

Der Conde (Graf) Piniolo Jiménez und seine Ehefrau Aldonza Muñoz hüteten grossen Besitz an Ländereien und an Geld, doch fehlten ihnen die Nachkommen. Um nach ihrem Tod ihr Hab und Gut vor entfernten Verwandten zu schützen, liessen sie ein grosses Kloster erbauen und übergaben es im Jahr 1032 dem Orden der Benediktiner mit dem Auftrag, eine Klosterschule zu gründen, Landwirtschaft zu betreiben und ein Hospiz zu führen.

Das Kloster war sehr repräsentativ, es gleicht dem El Escorial im Norden von Madrid. Hin und wieder brach ein Feuer aus und zerstörte einen Teil der Anlage. Das war damals üblich, denn als einziges Heiz- und Brennmaterial gab es Holz im nahen Wald, und als Feuerschutz dienten lediglich einige Wasserkessel aus Leder. Auf dem Spaziergang den Klostermauern entlang trafen wir einen der 14 hier noch lebenden Mönche. Er zeigte uns spontan die Kirche und erzählte, dass auch sie mehrmals den Flammen zum Opfer fiel, verschont wurden lediglich das Altertableau und die Sakristei, weil eine Schutzmauer sie vom übrigen Bau trennte. Seine Brüder des Dominikanerordens sind seit 1860 hier, nachdem die Benediktiner die Abtei verliessen und sie eine Zeit lang als Gefängnis genutzt wurde.

📜 Die lauschigen Innenhöfe mit ihrem alten Baumbestand sind wunderschön. Der grosse Teil des Klosters wurde 2013 im bescheidenen Stil der Dominikaner Mönche renoviert und der Parador - Hotelkette übergeben. Ein grosses Glück, sonst würde es zerfallen. Für mich ist es eines der schönsten Hospize. Nachts röhren die Hirsche vor dem Fenster im benachbarten Wald. Erholung in purer Natur in der spanischen Schweiz. Ich komme wieder.