Estufa de Gas - spanischer Wärmespender

Butanero mit Maultier unterwegs
⓿❼⓿  Die gängige Annahme, dass in Spanien auch im Winter die Sonne permanent scheint und das ideale Kleidungsstück das T-Shirt bleibt, ist eine Mär. Sogar in Meeresnähe wird es in den Wintermonaten ausgesprochen kühl, vor allem zwischen dem späten Nachmittag und dem Vormittag des Folgetages. Über Mittag sind es bei Sonnenschein gut und gerne angenehme 20 Grad, doch abends leistet ein warmer Pullover gute Dienste. Die Fenster werden geschlossen, und die Heizung wird eingeschaltet, zumindest für ein paar Stunden. Eine überaus praktische Wärmequelle und in Spanien weit verbreitet ist die Estufa de Gas - der kleine und mobile Gasofen.

Bis in die 50-er Jahre des 20. Jahrhunderts waren das Holz, oder, wo dieses nicht verfügbar war, die Holzkohle die übliche Energiequelle im Haushalt. Oft wurden in kleinen Öfen oder in einem Kohlebecken unter dem Tisch geheizt, damit wenigstens die Füsse erwärmt werden konnten. Unten heiss und oben kalt war üblich. Nicht zu vernachlässigen dabei waren die damit verbundenen Gefahren, wenn etwa ein Kohlebecken das Tischtuch entzündete und einen Vollbrand auslöste.

Estufa de Gas
1957 kam die Butangasflasche auf den Markt, eine für damalige Zeit billige und sichere Variante. Die Gasflasche konnte leicht an den Kochherd oder an den Boiler angeschlossen werden. Um Räume zu beheizen, wurde bald der passende kleine Ofen, die Estufa de Gas, angeboten. Wer nicht über eigenes Holz verfügte, schaffte sich diesen praktischen Heizapparat an. Die Estufa de Gas wurde zum üblichen Wärmespender der spanischen Innenräume. Ausser, dass die Flamme per Knopfdruck entzündet wird und das Zündholz ersetzt, hat sich die Estufa de Gas bis Heute kaum verändert. Nach dem Öffnen des Gashahns und dem Entzünden der Flamme strahlt sie innerhalb von 10 Minuten in der nahen Umgebung eine angenehme Wärme aus. Sie steht auf Rollen und ist verschiebbar ins Wohnzimmer, in den Wintergarten, und überall dorthin, wo man sich tagsüber aufhält.

Mit dem Aufkommen der kleinen Gasheizungen entstand auch ein neuer Beruf. Der Butanero brachte erst mit dem Maultier, dann mit dem Camion die für die Estufa benötigten Gasflaschen bis vor die Haustüre. 1957 kostete eine Gasflasche mit dem noch heute gültigen Normgewicht von 25.5 kg ganze 160 Peseten, was zwei Euros entspricht. Heute liegt der Preis pro Flasche bei 22 Euro. Auch wenn in den letzten Jahren die modernen Klimageräte oder gar Zentralheizungen Einzug hielten, die Gasöfen konnten sie nicht gänzlich ersetzen. 10% der spanischen Haushalte werden noch immer mit der Estufa beheizt. Auch ich schätze diesen zwar nicht gerade ästhetischen, jedoch sehr praktischen und ökonomischen Alltagsgegenstand in den Wintermonaten sehr.

Nachtrag: Kürzlich, an einem Abend im Februar, war die Stromzufuhr in der ganzen Strasse wegen eines Kurzschlusses während fünf Stunden unterbrochen. Welches Glück für jene, bei denen noch die alt ehrwürdigen Estufa de Gas in der Wohnung steht, da musste niemand frieren.