❶⓿❸ Auf der Reise von San Sebastián richtung Südwesten, im etwas versteckten Tal des Urola-Flusses, erhebt sich mitten zwischen Wäldern, Wiesen und Caserones, den baskischen Bauernhäusern, eine herrschaftliche Basilika. Kein Mensch erwartet ein solches Bauwerk in der nordspanischen Naturlandschaft. Die mächtige Kuppel aus Granit ist von weitem bereits sichtbar. Sie erinnert an den Begründer des katholischen Jesuitenordens, Ignatius von Loyola (1491-1556), der als Sohn einer adeligen Familie hier das Licht der Welt erblickte.
Bei Ignatius’ Geburt stand an der Stelle der heutigen Basilika ein Schlossturm, angemessener Wohn- und Wirkungsort einer Adelsfamilie mit Rechten über eine überschaubare Region. Die Geschichtenschreiber sind sich nicht ganz einig, ob er als 12. oder als 13. Kind der Familie auf die Welt kam. Als ausgebildeter Krieger stand er im Dienste von König Ferdinand II von Kastilien und Aragón und wurde auf dem Feld durch eine steinerne Kanonenkugel schwer verletzt. Wie er selber später niederschrieb, fand er während seiner langwierigen Heilung im elterlichen Schloss nur christliche Literatur vor. Mangels anderer Lektüre begann er zu lesen. Nach anfänglicher Abneigung zog ihn diese immer stärker in den Bann, und er beschloss, seine Leben fortan dem Glauben und der katholischen Kirche zu widmen.
Wieder genesen, begann Ignatius im Frühling 1522 seine insgesamt 627 Kilometer lange Pilgerreise, die ihn ins katalonische Kloster Montserrat, dann weiter nach Manresa führte. Nach intensiven Studien der Heiligen Schrift brach er auf,erst nach Barcelona, dann weiter nach Venedig und Jerusalem. In seinen Tagebüchern beschrieb er sich nie selbst, sondern nannte sich “der Pilger”. Während seines anschliessenden Theologiestudiums fand er in Paris jene Getreuen, mit denen er 1540 die “Gesellschaft Jesu”, den heutigen Jesuitenorden, gründete. Wegen seiner streng asketischen Lebensweise und gleichzeitigen Hilfsbereitschaft gegenüber den Armen und Verstossenen wurde er zuweilen als Ketzer verfolgt und eine Weile ins Gefängnis gesteckt. Ignatius starb 1556 in Rom.
1682 kamen die Jesuiten nach Loyola, lebten erst im Schlossturm und begannen mit dem Bau der Basilika, als Vermächtnis gegenüber ihres Gründers Ignatius. Erst wurde die Priesterschule errichtet, die sich in den Seitenflügeln des Komplexes befindet. 1738 erhob sich die prächtige, 65 Meter hohe Kuppel über der Basilika mit dem vorgelagerten Portal und der breit angelegten Treppe. Im Inneren der Basilika blieb ich sprachlos stehen. Diese Pracht von Marmor aus der Umgebung ist wirklich überwältigend. Rund um die Säulen gruppieren sich Figuren, die Persönlichkeiten des Jesuitentums darstellen. Direkt vor dem Portal beginnt der etwas über 600 Kilometer lange Ignatius-Pilgerweg von Loyola ins katalonische Manresa.
📜 Die Basilika hat eine ausgezeichnete Akustik. Bei unserem Besuch war der Organist am üben für den nächsten Gottesdienst. Wir durften in den Kirchenbänken Platz nehmen und genossen ein schönes Konzert. Die Basilika ist zudem sehr besucherfreundlich. Sie gehört zu jenen Sehenswürdigkeiten, die den ganzen Tag über geöffnet sind und keine Siesta kennen.