❶⓿❹ Die Mücke sagt zum Frosch: “Es zählt doch viel mehr, im Wein zu sterben als im Wasser zu leben.” Aranda ist das Zentrum des bekannten Weingebiets des Ribera del Duero. Die Stadt selber bietet aus meiner Sicht nicht viel Sehenswerten an Plätzen oder Gebäuden. Eine Ausnahme bildet die kleine Fussgängerzone in der Altstadt mit ihren Tapasbars. Trotzdem lohnt sich der Besuch unbedingt, denn hier ist das Sehenswerte unterirdisch. Du kannst in die historischen Weinkeller hinabsteigen, die ältesten aus dem Jahr 1506. In einem dieser Weinkeller hängt der Spruch von der Mücke und vom Frosch.
“Bodegas” heissen die Weinkeller und die Weinhäuser in der spanischen Sprache. Die ersten Bodegas in der Region des Ribera del Duero bauten bereits die Römer. Die Winzer von Aranda, dem gewachsenen Zentrum, bewirtschafteten ihre Weingüter in der Umgebung. 1506 wurde begonnen, direkt unter den Wohnhäusern, die Bodegas anzulegen, die teilweise miteinander verbunden waren. So ergab es ein Keller-Labyrinth unter den Strassen und Häusern von Aranda, wir die alte Karte aufzeigt. Das ganze Netzwerk hat eine Länge von knapp sieben Kilometern. Heute zählt dieses Bodegas-Netz noch 130 Keller, einige sind eingefallen.
Als mit dem Anlegen der Bodegas begonnen wurde, gingen etliche Nachbarschaftsstreitigkeiten einher, und die Grenzen der aneinander gebauten Häuser mussten klar definiert werden. Alle wurden sich schlussendlich einig, denn die Winzer waren motiviert, diese Weinkeller, zwischen 9 und 12 Metern unter der Erde zu erstellen, denn die konstante Temperatur von 10 - 12 Grad ist ein optimales Klima für den Wein. Für den Bau wurden roter Ton und weisser Sand verwendet, diese Materialen sind kompakt und hielten die Keller trocken. Zudem konnte jeder Winzer, ohne zusätzlichen Landbedarf, seine Bodegas erstellen, und man half sich beim Bau. Es war damals ja alles noch Handarbeit mit Hacken und Schaufeln.
Das Pressen der Trauben fand ausserhalb des Ortes, in der Nähe der Rebberge statt, wo sich jeweils eine Anzahl Winzer eine Presse teilten. Der Traubenmost wurde in gegerbte Schweinslederhüllen abgefüllt und in den Keller zum Gären gebracht. Grössere Mengen des gereiften Weins wurde wiederum in die Lederhäute gefüllt und verkauft. Der Subidor de Pellejos (Hautkletterer) war für das Tragen der gefüllten Häute verantwortlich. Kein Wunder, er war besser bezahlt als der Catador de Cubas (Bottich-Verkoster). Er gab das Zeichen, wann der Wein genügend vergoren war und verkauft werden konnte. 1929 wurde begonnen, der Wein in Eichenfässern zu lagern und in Glasflaschen abzufüllen. Wie die Milch beim Bauern, wurde der Wein zumeist bei den Winzern direkt gekauft. Vor dem Haus wurde dafür das Cabañón errichtet, das gleichzeitig als Verkaufsstelle und als Hausbar diente.
📜 Die historischen Bodegas befinden sich noch Heute unter den Privathäusern, nun mitten in der Altstadt. Deshalb gibt es keine offiziellen Führungen. Das Tourismusbüro am Plaza Mayor hat eine Liste der zugänglichen Keller. Wir haben in der Bar El Lagar de Isilla erst feine Tapas genossen und dann dem Wirt eine Flasche seines guten Hausweins abgekauft, quasi als Eintritt, um in seine Bodegas hinab zu steigen. Das macht man in Aranda am besten so.