Montserrat - älteste Musikschule Europas

❶❷❽ Der weltbekannte Knabenchor ist zweifelsohne jener der Wiener Sängerknaben, gegründet im Jahr 1498. Weniger bekannt, mindestes so schön, eingebunden in die Katholische Kirche und fast 200 Jahre älter ist die Escolania de Montserrat, der Chor des gleichnamigen Benediktinerklosters oberhalb von Barcelona. Täglich tritt er auf. Das ist ein echter Ohrenschmaus, dem du beiwohnen kannst. Und ganz neu, seit März 2023 gibt es ein Angebot für Mädchen.

Auf der Plattform des Montserrat-Klosters, auf 720 Meter über dem Meeresspiegel, eingebettet in einen schönen Naturpark mit zahlreichen Wanderwegen zu kleinen Kapellen und ehemaligen Einsiedeleien, bietet sich auf der Vorderseite der weite Ausblick ins Hinterland von Katalonien. Im Rücken steht das berühmte Benediktinerkloster, dessen Beginn ins 11. Jahrhundert zurückreicht. Hier ist es nicht die Architektur des Klosters, die in jeder Jahreszeit zahlreiche Pilger und Touristen anlockt. Die Kulisse mit den Berggipfeln, die das Koster bis zu 500 Meter überragen ist einfach beeindruckend. Im Innern der Kirche, auf dem Hochaltar thront die Schwarze Madonna. Sie ist die Schutzheilige von Katalonien und der eigentliche Ausgangspunkt der Klostergeschichte.

Der Legende nach wurde das Bild der Heiligen Jungfrau von Montserrat um das Jahr 880 entdeckt. “La Moreneta” wurde sie von der Bevölkerung genannt. Bald begann eine rege Wanderschaft auf den Montserrat, und die Einsiedeleien entstanden. Ein mutiger Mönch übernahm 1015 jene mit dem Namen der Santa Maria und gründete daraufhin das Kloster. Ab 1082 hatte es einen eigenen Abt. Dank der Schwarzen Madonna wurde es bald zu einem Heiligtum. Es erhielt grossen Zulauf und eine Unmenge von Spenden. Die Folge war die stetige Erweiterung und Ausschmückung des Klosters, denn auch namhafte Künstler sandten oder brachten ihre Werke, um sich an diesem Ort zu verewigen. “Montserrat”, nach diesem Heute sowohl der Berg als auch das Kloster benannt werden, stammt vom Klosterbruder Bernat Buïl. Er lebte in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts und begleitete Christoph Kolumbus auf seiner zweiten Reise nach Amerika. Nach seiner Rückkehr bedankte er sich bei der Schwarzen Madonna für seine unversehrte Rückkehr und gab dem Berg und den Kloster den bleibenden Namen der Antilleninsel Montserrat, die er auf der Reise besuchte.

Jeden Tag, zur festgesetzten Zeit über Mittag, singen die Schüler des Knabenchors Escolania de Montserrat in der Basilika einen Choral und ziehen die Besucher unweigerlich in den Bann. Diese Schule entstand bereits anfangs des 14. Jahrhunderts, sie wurde 1307 erstmals aktenkundig. Darin wurde die Anzahl der Schüler mit 40 - 50 festgehalten. Mit 9 Jahren durften sie in die Schule eintreten, mit 14 Jahren, also mit Beginn des Stimmbruchs wurden sie wieder verabschiedet. Die Schule existiert bis Heute. Die Jungen, sie kommen vorwiegend aus der katalonischen Sprachregion, erhalten eine fundierte musikalische Ausbildung mit Stimmbildung, Musiklehre, Klavierspiel und einem zweiten Instrument nach Wahl für die Klassische Musik, die sich auch zeitgemässen Komponisten wie Benjamin Britten oder Zoltán Kodály nicht verschliesst. Im März 2023 feierte der ergänzende Chor für junge Frauen und Männer zwischen 17 und 24 Jahren seine Premiere.

📜 In Barcelona wird viel Werbung für die begleitete Reise ins 45 Kilometer nordwestlich entfernte Montserrat gemacht. Diesen Annoncen ist nicht zwingend Folge zu leisten, denn das Kloster ist auch individuell sehr gut zu erreichen. Vom Dorf Monistrol de Montserrat, am Fuss des Berges, führt die Cremallera (Zahnradbahn) hoch zum Kloster und hält direkt auf der Terrasse vor dem Portal. Parallel dazu gibt es eine Seilbahn, die dich in luftiger Höhe ans Ziel bringt.