❶❸❸ Die Stadt Benidorm gehört zu den berühmtesten Badeorten Spaniens und liegt an der Costa Blanca zwischen Valencia und Alicante. Sie ist für ihr quirliges Strandleben bekannt. Wer Benidorm zum ersten Mal zu Gesicht bekommt staunt - oder erschrickt gar. Die Silhouette der Stadt ist durch Hochhäuser gesäumt, eher von der weniger schönen Sorte. Der dem Tourismus geschuldete, unkontrollierte Bauboom ist unübersehbar. Dies im Gegensatz zu anderen, eher beschaulicheren Destinationen in der nahen Umgebung. Doch das hat alles seinen Grund.
Die rasante Entwicklung der Stadt begann im Sommer 1959. Es war die Zeit der Herrschaft des Generalísimo Francisco Franco (1892-1975) in Spanien und die Zeit der Militärdiktatur, entstanden nach dem Spanischen Bürgerkrieg (1936-1939). Das Land war arm und sehr isoliert. Um an Devisen zu kommen und die Menschen zu beschäftigen, begann sich nebst der Landwirtschaft auch der Tourismus zu entwickeln. Benidorms findiger Bürgermeister Pedro Zaragoza (1922-2008) wusste, dass in Mitteleuropa das Bikini immer beliebter wurde. Er fand, das wäre doch eine ideale Attraktion für seine Stadt, wenn die weiblichen Feriengäste für den Strandurlaub ihr Bikini einpacken könnten. Er überlegte nicht lange, denn er war ein Mann der Tat. Auf seiner Lambretta fuhr er 480 Kilometer nach Madrid, um Franco zu bitten, an Benidorms Stränden das Bikini zu erlauben. Mit dem “okay” per Handschlag fuhr er überglücklich zurück, erneut 480 Kilometer mit der Lambretta. So wurden der Touristenstrom und der Bauboom in seiner Stadt ausgelöst.
In Benidorm sind bei der Stadtverwaltung offiziell etwa 70’000 Einwohner registriert. In der Hochsaison zählt die von schönen Stränden gesäumten Stadt etwa zweieinhalb Millionen Menschen. Wegen ihrer unorganisierten Anordnung und der architektonisch mannigfaltig aussehenden Wohntürme zählte Benidorm vor ein paar Jahren zu den 12 hässlichsten Städten auf der Welt. Das bisher mit 203 Metern und 47 Geschossen höchste Gebäude, es gleicht einem “M”, konnte nach seiner Fertigstellung für längere Zeit nicht bewohnt werden, denn bei seinem Bau wurden sämtliche Aufzüge (Lifte) vergessen.
In den letzten Jahren hat Benidorm enorme Anstrengungen unternommen, um vom Image des hässlichen Entleins loszukommen. Meines Erachtens gelingt ihnen das nicht schlecht. Es wurden Grünzonen angelegt, die Autos vom Stadtzentrum verbannt, und für die Gastwirte an der Strandpromenade gelten strenge Auflagen. Promenaden und Plätze sind mit lustvollen und fröhlichen Werken von internationalen Kunstschaffenden gesäumt. Die Flaniermeile ist lang und endet am erhöhten Punkt des ehemaligen Castells (Truppenunterkunft in der Römerzeit) mit einer atemberaubenden Aussicht auf das Mittelmeer. Die hier ausgestellten Skulpturen mit den übergrößen Frauengesichtern tragen die Namen Silvia und María, ein gutes Beispiel der Zusammenarbeit zwischen der städtischen Kulturabteilung und privatem Engagement.
📜Am Platz vor dem Castell steht die hübsche Kirche San Jaume und Santa Ana. Sie wurde zwischen 1740 und 1780 erbaut und gehört zu den Sehenswürdigkeiten der Stadt. Falls du kurz vor Weihnachten in Benidorm weilst, hast du die Gelegenheit, das herrliche Weihnachtskonzert des Coral de la Unón Musical (Chor der vereinten Musikfreunde) zu besuchen. Das ist ein echter “Seelenwärmer”.