❶❹❸ Diese Stadt mit der Mauer rund um die historischen Gebäude gleicht einer gut bewachten Festung. Dies war mein erster Eindruck nach dem Spaziergang über die Brücke des ehemaligen Wassergrabens und durch das Stadttor. Natürlich sind die Wächter längstens abgezogen, und beim Torbogen wurden die Befestigungen entfernt, um hindernisfrei in die Stadt zu gelangen.
Heute lauern keine Gefahren mehr wie 1161, als Fernando II. von Kastilien und León (1133-1188) entschied, Ciudad Rodrigo mit dem Mauergürtel zu schützen. Wegen ihrer strategisch wichtigen Lage, nur 30 Kilometer vom ehemaligen portugiesischen Feindgebiet entfernt, war die Stadt für das Kastilische Königreich seit jeher ein wichtiger Verteidigungswall. Eine nicht minder entscheidende Rolle spielte die Stadt in einer Epoche, die ich bisher kaum erwähnte, während der Feldzüge von Napoleon Bonaparte durch Spanien.
Am 26. April 1810 belagerten Napoleons Truppen die Stadt. Sie sollte als Basis dienen, um das nahe gelegene Portugal anzugreifen und Napoleons Herrschaftsgebiet auszuweiten. Drei Monate später gelang es den Franzosen, die Stadt den Spaniern zu entreissen. Sie nisteten sich hier ein und reparierten umgehend die bei der Übernahme zerstörten Teile der Burg und der Festungsmauer. Unter dem Joch der Franzosen litt die Bevölkerung sehr, denn im Umland wurden ihre Felder zerstört, und die Tiere in ihren Jagdgebieten der Wälder wurden vertrieben. Was noch übrig war, nahmen die Eindringlinge. So wurde die nächste Schlacht um Ciudad Rodrigo, kaum zwei Jahre später, als Befreiung angesehen. Die gemeinsamen Truppen der Engländer und Portugiesen, zusammen mit spanischen Freiheitskämpfern, fielen 1812 in die Stadt ein und vertrieben die Franzosen. Wiederum verhielten sich die Soldaten als Barbaren, plünderten Häuser und Höfe und hinterliessen ein gebeuteltes Volk.
Von diesen Schlachten und Gräueltaten ist Heute nichts mehr sichtbar. Im Gegenteil, die Stadt wirkt sehr friedlich. Zeugen sind die beeindruckende Kathedrale und die trutzige Burg am Rand der Stadtmauer, der du gemütlich den Zinnen entlang spazieren kannst und dir einen herrlichen Ausblick bis hinüber nach Portugal bietet. Ein bemerkenswertes Gebäude mitten in der Altstadt ist das Hospital de la Pasión (Spital der Hingabe). Es wurde 1180 von Mitgliedern des Malteserordens gegründet. Ab Mitte des 16. Jahrhunderts gehörte es zu den modernen Stadtspitälern, die der damalige König Felipe II (1527-1598) in seiner Krankenhausreform für das gesamte Königreich auf 207 Seiten definierte. Es überlebte alle Krisen, existiert noch und verfügt über 130 Betten. Der Spitalvorstand besteht seit 200 Jahren aus 12 Geistlichen und 12 wichtigen Persönlichkeiten der Stadt.
📜 Weilst du in der Stadt, probiere unbedingt den würzigen Farinato, die Wurst aus Schweinefett von echten Ibericosäulis, Brot, Zwiebeln, Knoblauch, gemalenem Paprika, Anis, Salz, Mehl, Rotwein und hausgemachtem Brandy. Sie geht als Brotaufstrich oder in Scheiben gebraten. Am besten schmeckt sie als Beilage zum Spiegelei.