Aranjuez - Garten der Königin des traurigen Schicksals

❶❺❷ Wer in die Hauptstadt Madrid oder in das geschichtsträchtige Toledo reist, findet meistens keine Zeit, um das 50 Kilometer weiter südlich gelegene Aranjuez zu besuchen. Das ist sehr schade, denn hier lässt sich, umgeben von viel Schönheit und Geschichte, herrlich spazieren.

Ehrlich gesagt: hier hätte ich mich auch wohl gefühlt! Ganze 112 Hektare umfassen die königlichen Gärten, die du Heute noch besuchen kannst. Es ist ein schönes und entspannendes Zusammenspiel von Wasser, kleinen Wäldern, Obstplantagen, Pflanzen und frei lebenden Tieren. Der Spaziergang führt rund um den prächtigen Palast. Bereits die von Bäumen gesäumte Strasse hin zu den Gebäuden hat Geschichte. Prägnant ist auch der Tajo-Fluss, der direkt am Schloss vorbei führt. Juan Bautista de Toledo (1515-1567) war Architekt, Planer und erster Baumeister der Anlage in den Stilen von Renaissance und Barock. Er galt damals als der renommierteste Vertreter seiner Zunft in Spanien, wegen seinen Lehr- und Wanderjahren in Italien. Von dort brachte er zahlreiche Skizzen mit. Der herrschende König Felipe II (1527-1598) war fasziniert davon.

So begann Juan Bautista 1560 mit den Entwürfen, er arbeitete ununterbrochen. Als erstes liess er die Zufahrtsstrassen mit Bäumen bepflanzen und schaffte eine Allee, an deren Ende sich die ganze Pracht des Schlosses eröffnen sollte. Ihm war bewusst, dass er die Fertigstellung der Anlagen nicht mehr erleben würde. Nach seinem Tod wurden die Arbeiten getreu seinen Entwürfen fortgesetzt. Aranjuez blieb bis Mitte des 19. Jahrhunderts die beliebteste Frühlings- und Sommerresidenz des spanischen Hofes. Im Frühling stehen die Gärten in herrlicher Blüte, und im Sommer geben die Wälder Schatten und die Teiche und Wasserspiele willkommene Abkühlung von der gleissenden Hitze.

Die berühmteste Vertreterin des spanischen Königshauses, die jeweils lange und sehr gerne in Aranjuez verweilte, war die “Königin des traurigen Schicksals” Isabel II (1830-1904). Als sie 3 Jahre alt war, starb ihr Vater, und sie wurde auf dem Arm ihrer Mutter als Königin ausgerufen. Mit 16 wurde sie mündig erklärt und mit ihrem Cousin zwangsverheiratet. Die Ehe verlief denn auch unter einem unglücklichen Stern. In ihrer Wirkungszeit fand in Spanien die liberale Revolution statt. Parlament und Regierung wurden gestärkt und die konstitutionelle Monarchie ausgerufen. Isabel hatte weniger Kompetenzen, dafür mehr Zeit, um im Park von Aranjuez zu spazieren, wo ihr zu Ehren der Jardín de Isabel (Isabels Garten) gewidmet ist.

📜 Isabel ist seit ihrer erzwungenen Abdankung 1868 die letzte weibliche Inhaberin der spanischen Krone. Nun könnte sich das dereinst wiederholen. Die heutige Kronprinzessin, Leonor, aus der ursprünglich französischen Familie der Bourbon-Anjou wie Isabel, könnte die nächste Königin, und der Tradition folgend, Befehlshaberin der spanischen Armee werden. Vorausgesetzt, die Krone bleibt bestehen. Und das wollen im Moment etwa die Hälfte ihrer Landsleute, Tendenz steigend.