❶❺❻ Im Nationalmuseum Spaniens dem “El Prado” in Madrid hängen rund 8’000 Bilder, die zum Träumen, zum Aufregen und einfach zum Wahrnehmen einladen. Schon oft war ich da, und jedes Mal begebe ich mich zügig in den Saal Nummer 12. Hier hängt jenes Bild, das ich als das Beste und Schönste der alten Spanischen Meister betrachte: Las Meninas (Die Hoffräulein), gemalt vom sevillanischen Maler Diego Velázquz.
Vor dem Ölgemälde auf Leinwand mit den Massen 320.5 cm auf 281.5 cm steht eine Sitzbank, wo ich mich jewels niederlasse, um mich in Ruhe dem Werk aus dem Jahr 1656 zu widmen, und jedes Mal finde ich ein bisher verborgenes Detail. Das Bild zeigt eine Alltagsszene im Fürstenzimmer des Alcazar von Madrid, dem damaligen Sitz des Königs. Im Zentrum steht die Infantin Margarita (1651-1673). Als Infantin wird in Spanien die Prinzessin ohne Anspruch auf die Krone bezeichnet. Margarita wird durch ihre zwei persönlichen Meninas betreut.
Rund herum gruppieren sich weitere Palast Diener. In jener Zeit hielten die Königshöfe etliche Palastzwerge, zwei von ihnen stehen rechts auf dem Bild, ihre Aufgabe ist es, die Dogge vor ihren Füssen in Schach zu halten. Links im Bild, vor der Staffelei, mit den Malutensilien in der Hand und seinem prüfenden Blick, hat sich der Hofmaler Diego Velázquz (1599-1660) gleich selber in Szene gesetzt. Im Spiegel, an der Rückwand des Bildes, sehen wir das Königspaar, die Eltern der Infantin Margarita, die sich das Geschehen aus der Ferne ansehen.
Mit diesem Bild, Malerei und Realität sind hier eng verknüpft, war Velázquez seiner Zeit weit voraus. Er animierte zahlreiche weitere Maler bis in die heutige Zeit, die Meninas zu kopieren und neu zu interpretieren. Die berühmtesten Nachahmer-Bilder schuf Pablo Picasso (1881-1973) indem er ganze 58 Abwandlungen des Originalbildes erschuf. Sie sind in seinem typisch schrillen und provozierenden Stil gearbeitet und im Picasso-Museum in Barcelona ausgestellt.
📜 Zur Zeit der Hofmaler, wie Velázquez einer war, wurden diese nicht als Künstler betrachtet. Sie hatten den Rang eines Handwerkers. Velázquez genoss am Hof eine bevorzugte Stellung, ihm standen Gehilfen zur Verfügung, er durfte am Alltagsleben des Hofs teilnehmen, und er verfügte über einen ganz besonderen Luxus, nämlich über ein beheiztes Atelier. Ich meine, er hat das redlich verdient.