❶❼❹ Inmitten der Hochebene von Castilla-León, 50 Kilometer südlich der Provinzhauptstadt Burgos, liegt das pittoreske Dorf Santo Domingo de Silos. In den für die Gegend typischen Steinhäusern wohnen 260 Menschen. Kaum jemand würde sich hierher verirren, auch wenn der Wirt in der Bar sehr nett ist und für Touristen keinen Aufpreis verlangt. Etwas Überwindung benötigt der Gang durchs Dorf schon, denn es bläst einem ständig eine schneidende Bise um die Ohren. Am unteren Dorfrand wirst du belohnt, hier steht die Benediktinerabtei, deren Geschichte bis ins Jahr 593 unserer Zeitrechnung zurückreicht.
Das Kloster ist durch seinen einmaligen Kreuzgang im romanischen Stil berühmt geworden. Der Innenhof ist geometrisch angeordnet und gepflegt. An den Kapitellen der Säulen wechseln sich präzis gearbeitete Motive von Pflanzen, biblischen Szenen und Figuren aus der Fabelwelt ab. In den vier Ecken sind Elemente der Bibelgeschichte in Stein gemeisselt. Der Blick an die Decke des Kreuzgangs zeigt die Baukunst aus der Zeit der Mudejar, also des islamischen Spanien und eröffnet wiederum Szenen mit über 700 Figuren.
Am Südende des Kreuzgangs steht die Tür zur antiken Botica (Apotheke) offen. Hier widmeten sich die Mönche der Linderung von Krankheiten mit Hilfe selbst gefertigter Tinkturen, Mixturen und Tees. Über der Türe hängt die Plastik einer Schildkröte. Das Blut der Schildkröte hatte in der früheren Heilkunde eine wichtige Bedeutung inne. In den Regalen stehen die beschrifteten Tontöpfe und Glaskrüge. Sie enthielten die verarbeiteten Salben und Heilmittel. Gleich daneben sind die medizinischen Sachbücher und Schriften hinter Glas sorgfältig aufbewahrt. Einige Schritte weiter folgt das ehemalige Refektorium (Speisesaal). Bis 1970 wurde hier gegessen. Nach einem Brand hob man es auf, Heute dient es als Klostermuseum. Imponierend für mich war auch die ehemalige Wäscherei des Klosters auf dem Vorplatz vor der Abtei am Bach. Da gab es nicht nur kühle Ohren wegen der Bise, sondern auch kalte Finger vom Wasser des Bergbachs. Zum Abschluss des Rundgangs geniesse ich die Stille in der Kirche, die nicht mit billigem Schmuck überladen ist.
📜 Heute wohnen und arbeiten noch 20 Mönche in der Abtei. Jeden Abend singen sie gregorianische Chöre, für die sie berühmt geworden sind. Um etwas Geld in die Kasse zu erhalten, nahmen sie Schallplatten auf. In den 1990-er Jahren blieben sie mit einem Album während 53 Wochen in der US-amerikanischen Hitparade. Das Album gehört zum Besten dieser Art und wurde mit 3-fach Platin ausgezeichnet. Die Abtei ist bis 18.00 Uhr geöffnet, eine Stunde später folgt der Chorgesang in der Kirche. Für die Zeit dazwischen gibt es in der Bar sicher etwas Passendes. Diesen Besuch empfehle ich dir wärmstens.