Sonnenblumenfeld in der Sierra de la Horconera |
⓿❻❸ Als ich erstmals spanischen Boden betrat, staunte ich nicht schlecht. Beim Zusammensein vor der Bar, in den Pausen in der Schule, während des Fussballspiels oder einfach aus Langeweile kauten die Menschen hier kiloweise "Pipas" (Sonnenblumenkerne). Und alle taten es: die Jungen, die Alten, die Frauen, die Männer, einfach alle. Die Technik des kauens - man nimmt einen Sonnenblumenkern in den Mund, zerbeisst die Schale, spukt diese aus und kaut den Kern - geschah in einer enormen Geschwindigkeit. Im zivilisierten Raum sollten die Schalen nicht auf den Boden gespuckt, sondern fein säuberlich auf ein Papier gelegt werden. Das faszinierte mich, und ich begann nebst dem Üben des kauens über diese Kultur zu recherchieren.
Las Pipas |
Ich frage mich schon, weshalb gerade in Spanien dieser Brauch die letzten 100 Jahre überdauert hat. Vermutlich ist es die spezielle Machart mit dem rösten, weil es die Kerne schmackhaft macht und sie zu jedem Getränk passen. Vielleicht sind es auch die schönen Erinnerungen an traditionelle, spielerische Momente der Kindheit und Jugend, an die man sich immer gerne erinnert. Gemäss einer 2018 veröffentlichen Studie kauen zwei Drittel der spanischen Bevölkerung regelmässig Sonnenblumenkerne.