Alcaraz - Stadt der Sieger

Krieger mit ihren Wappen an der Hausfassade
⓿❻❾  Wer sich auf dem Weg von Almagro in richtung Alicante an der Costa Blanca die Zeit nimmt und nicht der Autobahn, sondern der Landstrasse folgt, trifft kurz vor der Hälfte der Strecke auf Alcaraz, dem historischen Dorf auf der gleichnamigen Anhöhe, umgeben von Wasserfällen, Höhlen und im Winter verschneiten Hügeln. Das architektonische Erbe dieser Kleinstadt hat mich in zweierlei Hinsicht überrascht. Einerseits die Anzahl der wertvollen Gebäude und andererseits der darin zugrunde liegende Reichtum.

Typische Altstadtgasse
Beim Eintritt in die Altstadt durch einen beeindruckenden Rundbogen traten wir auf quadratisch geordnetes Kopfsteinpflaster, welches die sich öffnende Plaza Mayor im authentischen, etwas “urchigen” Stil sehr gediegen erscheinen lässt. Auf der rechten Seite steht die imposante Iglesia de la Santísima Trinidad. Während der kürzlich durchgeführten umfangreichen Renovationsarbeiten wurden unter mehreren Wandmalereien insgesamt acht Originale des berühmten Juan de Borgoña (ca. 1470-1536) ans Licht gebracht. Er gehörte im ausgehenden 15. Jahrhundert zu den berühmtesten spanischen Malern und wurde vor allem durch seine Malereien in Klausur und Kapitelsaal der Kathedrale von Toledo bekannt. Auf dem weiteren Gang durch die Altstadt folgt das Haus der Gallier aus dem 16. Jahrhundert. Die beiden Kriegerfiguren an der Hausfassade erstaunen etwas, jedoch nur im ersten Moment, denn einige Schritte weiter folgt das Haus der Krieger. Einen herrlichen Blick über die Plaza Mayor, die Kirche und darüber hinaus auf die Sierra de Alcaraz eröffnet sich beim Durchqueren des Rundbogens und Besteigen der Steintreppe auf die nächst höhere Ebene der Altstadt.

Haus der Gallier
Alcaraz war vor der Zeit des Mittelalters, als Gegend von den Arabern beherrscht wurde, sehr arm. Die Bevölkerung hielt sich mit den Erzeugnissen aus Stall und Feld am Leben, Als Zubrot wurden Gebetsteppiche für die muslimischen Gläubigen gewebt. Das gesamte architektonische Kunstwerk und die einzelnen Gebäude verdankt die Stadt ihren jungen Burschen, die zu Fuss und zu Pferd für König Carlos I in die Schlacht um dessen regionale und katholische Vorherrschaft zogen. Sie kehrten als Sieger mit Privilegien, prall gefüllten Geldbeuteln und guten Beziehungen nach Alcaraz zurück. So entstanden inmitten der sonst ärmlichen Gegend die prachtvolle Iglesia de Santísima Trinidad, weitere Kirchen, Klöster und Herrenhäuser.

Der Besuch von Alcaraz hat sich auch für mich sehr gelohnt, bin um einige Schönheiten und Erinnerungen reicher geworden, die ich nicht missen möchte. Was mich immer wieder irritiert, ist die Erkenntnis, dass die Spanier mit ihren geerbten architektonischen Schönheiten zuweilen unzimperlich umgehen. So ist die einmalige Plaza Mayor in Alcaraz mit Autos verstellt, sie dient ihren Einwohnern als öffentlicher Parkplatz.