⓿❽❽ Die Burganlage Castillo de Burgalimar, in der Originalsprache “Bury al-Hamma” oder in deutscher Übersetzung “Burg der Bäder” steht hoch über dem Dorf Baños de la Encima. Sie gehört zu den grössten dieser Anlagen, die in Europa Heute noch betrachtet werden können.
Da war ich wirklich erstaunt. Eine der grössten Burganlagen Europas, teilweise renoviert und offen, steht, ohne grosses Aufsehen zu erregen, über dem nordandalusischen Dorf “Baños de la Encima”. Wie bei der Burg, nimmt auch der Name des Dorfes Bezug zum Wasser und heisst übersetzt “die erhöhten Bäder”. Das Wasser in den Namen der Burg und des Dorfes sind gut auszumachen. Sie befinden sich in der waldreichen Hochebene der Sierra Morena, zwischen 800 und 1’000 m.ü.M., wo zahlreiche Flüsse und Bäche entspringen. Wo Wasser und Wald sind, gibt es Tiere und Pflanzen, also genügend Nahrung. Dies erklärt die örtliche Situation der Burg, die auf dem Hügelvorsprung Cerro de Cueto erstellt wurde, und dank der Weitsicht von den Zinnen aus, eine frühe Sicht der feindlich gesinnten Rebellen garantierte.
Die Silhouette der Burg ist beeindruckend. Ihre ovale Form ist 100 Meter lang und bis zu 46 Meter breit. Sie ist mit einem doppelten Mauerzaun umrandet. Neben dem mächtigen Bergfried sind weitere 14 quadratische Türme auf ihre gesamte Fläche verteilt. Nach ihrer Fertigstellung im Jahr 968 n.Chr. (Jahr 357 nach muslimischem Kalender) gehörte sie zum Königreich Córdoba und diente vorwiegend dazu, das Gebiet militärisch zu sichern, fremde Truppenverbände und meuternde Unzufriedene gefangen zu nehmen und umzubringen. Die Verteidigung der Gebiete unter den verfeindeten Herrscherfamilien drückten sich in der zu dieser Zeit rauhen Sitten und drakonischen Strafmassnahmen gegen die aufmüpfigen Menschen aus. Diese wurden den hungrigen Wölfen oder den palasteigenen Löwen zum Frass vorgeworfen. Ganze Gruppen wurden enthauptet und deren Köpfe öffentlich zur Schau gestellt, dies zum Zeichen der Machtfülle und zur Abschreckung.
Die Burg gehört auch deshalb zu den bedeutenden Sehenswürdigkeit, welche die erste Zeit der muslimischen Herrschaft in Spanien vertritt, weil sie nach der Eroberung durch das Katholische Spanien zwar von insgesamt sieben Königen genutzt, jedoch kaum verändert wurde. Zwischen 1808 und 1814 wurde die Stadt Baños durch Napoleons Truppen besetzt. Die Lage für die Bevölkerung war sehr schwierig, kaum jemand gelangte mehr aus der Stadt. Der Burghof wurde während dieser Zeit als Friedhof genutzt. Heute darf die ursprünglich islamische Burg offiziell die Europa-Flagge hissen. Dieses Privileg hat ausser Bury al-Hamma nur jene von Florencia im italienischen Neapel.
Beim Spaziergang rund um die Anlage fallen ihre Farbnuancen an der Fassade auf. Ursprünglich wurde sie aus rötlichem Stampflehm, einer Mischung aus Lehm, Sand, Kalk und kleinen Steinen gebaut, später durch hellere Quadersteine verstärkt. Im alten Mauerwerk haben sich inzwischen eine unzählbare Menge an Tauben eingenistet, und sie gurren um die Wette.