⓿❾❽ Die galizische Kleinstadt Cambados ist offiziell Zentrum und Hauptstadt des Albariño-Weins. Für mich ist sie noch mehr: ein Ort zum Verweilen, zum Erholen und ein ideales Zentrum für die Entdeckung der südlichen Rías Bajas. Nach einer Erkundungsreise gibt es am Abend kaum Schöneres als ein entspannter Spaziergang durch die autofreie und mit Pflastersteinen besetzte Altstadt mit ihren zahlreichen Bars und Tavernen.
Um Cambados zu erreichen, führt der Weg durch die weit angelegten Weinfelder mit ihrem satten Blattgrün, immer mit dem Ausblick auf den azurblauen Ozean, an dessen Ufer die Stadt grenzt. Im Gegensatz zu den zentralen und südlichen Zonen, wo die Natur oft trocken und karg ist, finden wir hier das andere, üppige und grüne Spanien.
Die Altstadt ist gespickt mit beeindruckenden, historischen Adelshäusern wie jenes der Ulloa oder der Fefiñanes. Beide sind mit den für die Region typischen massiven Quadersteinen erbaut worden. Der Ulloa-Palast entstammt dem 15. Jahrhundert und wurde erst von begüterten Familien des Ortes bewohnt, später von Don Alfonso Fonseca III (1476-1534), dem ehemaligen Erzbischof von Toledo. Der Pazo Ulloa ist Heute in Privatbesitz und wird, zusammen mit seinem prachtvollen Garten, für grössere Veranstaltungen vermietet. Fefiñanes heisst nicht nur das grosszügige Herrenhaus auf dem zentralen Platz in der Altstadt, es ist auch eines der ältesten Weingüter im Albariño. Dieser Pazo entstand hundert Jahre später als Botschaft des damaligen Königs Felipe II (1527-1598). Hier wurde 1928 der erste sortenreine Albariño abgefüllt. Heute können in der Bodegas die verschiedenen Qualitäten des Weissweins probiert werden. Ihr Premiumwein “Arma de Lanzós” wird nach dreijähriger Reifung in französischen Eichenfässern finalisiert und nur in Magnumflaschen (1.5 Liter) abgefüllt, zudem die Füllmenge auf 633 Flaschen begrenzt.
Im Albariño-Museum, das sich neben den Ruinen von Santa Mariña do Dozo befindet, lohnt sich vor allem der Blick auf die Plakate für ihr jährliches Weinfest anfangs August. Sie wiederspiegeln die verschiedenen Epochen dieser Kultur auf das Beste. Persönlich liebe ich den morgendlichen Besuch in der Markthalle, wo die Fänge von Fisch und Meeresfrüchten der vorhergehenden Nacht ausgelegt und lauthals angeboten werden. Wenn du den Duft des frischen Fisches und der Muscheln, dem leichten Salzgeruch des Meeres in deiner Nase liebst, solltest du Cambados nicht aussen vor lassen. Die Momente mit den frischen Austern, den Zamburiñas (kleine Jakobsmuscheln) und den langen Navajas (Taschenmessermuscheln), zusammen mit einem Glas Albariño, sind einfach unvergesslich.