❶❸⓿ Blicken wir kurz zurück: vor 40’000 Jahren reichte der Atlantik bis in das Innenland des im Nordosten Spaniens gelegene Katalonien. Später, bei der Bildung der Pyrenäen wurde er von der baskischen Bergkette abgetrennt. Erhalten blieb das Binnenmeer, bis dieses wegen der hohen Temperaturen auf der Erde vollständig versiegte. Zurück blieben die Salze, die nach und nach mit Geröll- und Tonschichten überdeckt wurden. Auf den Spuren dieses Salzes besuchen wir die Stadt Cardona, das während Jahrhunderten den Salzhandel dominierte.
Cardona liegt 80 Kilometer im hügeligen Gebiet, nordwestlich seiner Provinzhauptstadt Barcelona. Heute leben hier rund 4’000 Menschen. Der grosse Teil arbeitet im 35 Kilometer südlich gelegenen Industrie- und Handelszentrum Manresa. Die Geschichte des Stadtgebiets reicht bis 2’500 Jahre vor Christus zurück, als die ersten Salzvorkommen genutzt wurden. Im Laufe der Zeit besetzten die Iberer, die Römer, dann die Herrschaft von Katalonien das Gebiet und bauten ebenfalls Salz ab, dies mit damals sehr rudimentären Methoden. Am 23. April 986 übergab Comte Borrell II, der Graf von Barcelona, der Stadt Cardona die Stadt- und Marktrechte, und was noch wichtiger war, die Schürfrechte im Salzberg.
Der Salzberg darf nur in geführten Gruppen besichtigt werden. Das lohnt sich hier auch, denn die Führung ist sehr professionell und informativ. Um in den Berg zu gelangen, fahren wir auf einer Schotterpiste über einen künstlichen Berg. Es ist das Lager der Salzabfälle aus der grossen Ausbeute, das zur Zeit abgetragen und rezykliert wird. Beim Eintritt in den Berg fällt sofort die rötlich-orange Färbung des Rohsalzes auf. Es ist das eisenhaltige “rote Salz”. An der Decke sind die einzelnen Salzschichten an den verschiedenen Farben sehr gut erkennbar. Nach dem Durchqueren unterirdischer Gänge bis in eine Tiefe von 86 Metern öffnet sich die “Korall-Halle”. Hier bilden sich durch das Eindringen von Regenwasser Stalaktiten, die bis an den Boden reichen. Über dem Kopf an der Decke hat es rötliches Salz mit einer rauhen Fläche, das “Karnalita” oder Magnesium-Salz. Die Halle der Heiligen Barbara, die Schutzpatronin der Bergleute und Mineure, ist nicht weit davon entfernt. Hier steht eine von den Bergleuten stehen gelassene Holzleiter, durch Salzablagerungen bestens konserviert. Der Abschluss der Führung bildet die “Sixtinische Kapelle”, die wegen ihrer beeindruckenden Farbenspiele den Namen dieser berühmten Sehenswürdigkeit erhalten hat.
Wegen der verschiedenen Salzschichten wurde hier für verschiedene Zwecke Salz abgebaut. Im Mittelalter benötigte man viel Salz für die Konservierung von Lebensmitteln. Später, als das Kaliumsalz entdeckt wurde, gelangte dieses als Grundlage für Düngemittel in die chemische Industrie. Das Magnesiumsalz war für die Apotheken interessant, und 1925 war die Forschung so weit, dass Kochsalz hergestellt werden konnte. 1990 wurde der Salzabbau wegen mangelnder Produktivität eingestellt, nachdem knapp 38 Millionen Tonnen Salze abgebaut und verwertet wurden. Dafür entstanden Stollen, Tunnel, Gänge und Säle bis in eine Tiefe von 1’309 Metern.
📜 Das Salz von Cardona brachte grossen Reichtum mit sich. Dieser musste geschützt und wenn nötig verteidigt werden. Graf Wilfried I von Barcelona (-897), der Gründer von Katalonien, ordnete bereits im Jahr 886 mit dem Bau der strategisch gelegene Burg über über der Stadt an. Hier befindet sich Heute der Parador, selbstverständlich mit direktem Blick auf den imposanten Salzberg.