Coria und die feinen Guetzlis bei Muttergottes

❶❺❽ Die Stadt Coria mit ihren 12’000 Einwohnern liegt im Nordwesten der Extremadura, etwa 70 Kilometer von Caceres entfernt. Sie ist nicht gross, doch sehr einladend und interessant. Und sie machen es gut, die Verantwortlichen dieses historischen Flecks. Die Stadt präsentiert sich herausgeputzt und ist selten gut dokumentiert. Vermutlich liegt es daran, dass Coria etwas abseits der Hauptverkehrsroute liegt. Man musste sich etwas einfallen lassen, damit der Ort nicht entvölkert wird, und mehr noch, von Reisenden auch besucht wird.

Bereits beim Eingang in die Altstadt ist augenfällig, dass die Gebäude aus den verschiedensten Epochen stammen. Erste Zeugen der Geschichte sind aus dem 7. Jahrhundert vor Christus auszumachen. Alle bedeutenden Völker waren hier. Unübersehbar ist dies an der Gestaltung der Stadtmauer, deren Quadersteine aus den verschiedensten Kulturzeiten zusammengefügt ist. Die beiden Highlights sind zweifelsohne das Schloss aus dem 15. Jahrhundert und die Kathedrale aus dem 16. Jahrhundert. Beide Gebäude wurden auf den Fundamenten von einst römischen und islamischen Festungen und Tempeln erbaut.

Beim Spaziergang durch die engen Gassen mit den gepflegten Fassaden prangt über der Eingangspforte des Conventos de Madre de Dios (Kloster der Muttergottes) der Wappenschild des Franziskanerordens. Das von den Franziskanerinnen gegründete Kloster entstand zwischen dem 14. und 16. Jahrhundert. Es ist sorgfältig renoviert, und die Elemente des arabesken Mudejar des 14. und der Renaissance des 16. Jahrhunderts sind sehr gut erkennbar. Sein Kreuzgang ist wunderschön. Und vor allem: es lebt und verbreitet ein für mich friedliches und freundliches Ambiente. Nach wie vor sind es die Frauen des Franziskanerordens, die sich mal kürzer, mal länger in Coria aufhalten. Bei unserem Besuch wurden wir von einer argentinischen Klosterfrau herzlich begrüsst, sie sei jetzt ein halbes Jahr da, werde weiter ziehen, sobald der Orden es wünsche, teilte sie uns freimütig mit.

📜 Du kannst das Kloster der Franziskanerinnen nicht verfehlen, seine Fassade besteht aus schmalen Backsteinen. Trete ein, ziehe die Glocke, und du wirst in den Innenhof mit den prächtigen toskanischen Säulen begleitet, wo du dich ohne Scheu und ohne Hast umsehen darfst. Eintritt wird keiner verlangt. Doch ist es obligatorisch, wenigstens ein Paket der selbst gebackenen Guetzlis zu kaufen, quasi als Obolus für deinen Besuch. Du kannst unter 5 verschiedenen Sorten auswählen. Die Franziskanerin wies mich auf die Frage, ob sich das denn rentiere, darauf hin, dass ihr Gebäck einen genügenden Absatz findet, damit ihre Gemeinschaft hier gut überleben kann. Innovation beginnt im Kleinen, dachte ich mir und bereue es, nicht mehr von diesen feinen Guetzlis mitgenommen zu haben.