Auf der Sommerroute nach Barbastro

❶❻❷ In der Hochsaison ist die übliche Reiseroute an die spanische Mittelmeerküste wegen des vielen Verkehrs beschwerlich. Diese führt über die Autobahn via Südfrankreich, den Grenzübergang von Jonquera und weiter in Richtung Girona. In den Sommermonaten, wenn viele Leute unterwegs sind, gibt es einen zwar längeren, doch gemütlicheren Weg über die Pyrenäen mit zwischendurch einigen Schönheiten von Bedeutung wie das französische Carcassonne, das kürzlich eröffnete Luxushotel im stillgelegten Bahnhof von Canfranc und die Stadt Barbastro.

Wenn du in Narbonne Richtung Westen fährst, folgt bald Carcassonne mit ihren 52 Türmen in der historischen Stadtmauer. Man sagt ihr nach, sie sei die Schwesterstadt von Avila. Folgst du weiter der Strasse westwärts biegst du in Pau links ab und überquerst über dem Somport-Pass die Pyrenäen und erreichst den spanischen Bahnhof von Canfranc. Dieser ist ein eindrückliches Beispiel eines von Überheblichkeit geprägten Bauprojekts von anfangs des 20. Jahrhunderts. 

Ziel war eine grenzüberschreitende Bahnlinie zwischen Spanien und Frankreich mit einem Bahnhofsgebäude von 241 Metern Länge und mit je 75 Eingängen auf jeder Seite. 1928 wurde sie eingeweiht, funktionierte nicht wunschgemäss und diente bald nur noch als Sackbahnhof für spanische Reisende. Dieses Bahnhofsgebäude ist äusserst beeindruckend. Es wurde renoviert und ist 2023 als Hotel wiedereröffnet worden.

Barbastro befindet sich 150 Kilometer südöstlich, bereits etwas näher an den Badestränden der Costa Dorada unterhalb von Barcelona. Die Stadt ist rundherum gesäumt von Weinfelden, denn von hier stammt der berühmte Somontano-Wein. Der moderne Baukomplex der Bodegas Sommos ist von weitem sichtbar. In ihrer Geschichte gleicht Barbastro den umliegenden Städten. Sie war bereits bei den Römern bevölkert, eine Zeit lang arabisch, wurde dann von den Katholischen Königen zurückerobert und im 12. Jahrhundert zur Bistumsstadt erhoben. Die definitive Kirche für den Bischof, die Kathedrale Santa Maria de la Asunción (Heilige Maria der Maria Himmelfahrt) folgte erst 400 Jahre später. Von der Kathedrale aus führt ein schöner Spaziergang durch die Altstadt und den archäologischen Garten mit Fragmenten aus dem 12. bis 18. Jahrhundert.

📜 Anstatt vom Bahnhof in Canfranc direkt nach Barbastro zu fahren, empfehle ich dir den Abstecher zu den Mallos de Agüero, diesen beeindruckenden Felsformationen. Die Reise dorthin dauert nur etwa eine halbe Stunde länger. Ich wünsche dir viel Spass auf der beschaulichen Reise durch aussergewöhnliche Naturlandschaften und historisch eindrucksvolle Stätten auf dem etwas anderen Weg Richtung den Touristenzentren am Mittelmeer.