Almería - Spiegel des Meeres

❶❼❷  Im spanischen Südosten, zwischen dem Mittelmeer und der Wüste von Tabernas liegt Almería, die Provinz mit der gleichnamigen Hauptstadt unten an der Küste. Meistens wird die Stadt, in der 200’000 Menschen leben, überflogen oder auf der Fahrt links liegen gelassen, denn das bei uns bekannte und gesuchte Andalusien mit den Zentren Córdoba, Granada und Sevilla liegt weiter westwärts. Ursprünglich war ihr Name Al Mariyya, was der Spiegel des Meeres bedeutet.

Beim Spaziergang durch die verschlafenen Gassen von Almería hatte ich den Eindruck einer vergessenen Stadt. Vieles ist heruntergekommen und geschlossen. Dabei dürfte sich diese Stadt einer illustren Vergangenheit rühmen, dank des Meerzugangs. Sie hat den Sprung in die neue Zeit nicht geschafft. Augenfällig ist, was die jährliche Statistik bestätigt: Almería gehört zu den monetär ärmsten Gemeinden des Landes. Dass die Menschen trotzdem den Tag geniessen und sich am Kleinen erfreuen, zeigt der Besuch in der Stadt. Ihre arabisch geprägte Kultur wird in der Küche zelebriert, wir haben fein wie selten gegessen.

Entlang dem Hügel über der Stadt wird gerade der Alcázar (Burg) umfassend renoviert. Es ist die grösste Wehranlage, die von der damaligen arabischen Herrschaft auf der Iberischen Halbinsel gebaut wurde. Sie bot Schutz für über 20’000 Menschen. 1522 bebte in Almería die Erde so stark, dass die Burg nahezu zerstört wurde. Mit diesem Ereignis endete die Hochblüte der Stadt, die als einer der wichtigsten Umschlagplätze für Handelsschiffe galt. Auch die aus dem 16. Jahrhundert stammende Kathedrale fällt beim Spaziergang sofort auf, denn sie gleicht mehr einer Burg als einem Gotteshaus. Im Mittelalter bot sie den Menschen den notwendigen Schutz vor den Piraten, wenn sie mit ihren Galeeren der Stadt zu nahe kamen.

Nach wie vor ist der Hafen der wirtschaftliche Fixpunkt. Er garantiert den zumeist bescheidenen Wohlstand der hiesigen Küstenbewohner. Der Cablé Inglés, die historische Laderampe prägt das Bild in der Hafenanlage. Von 1904 bis 1970 wurde hier das in den Bergen gewonnene Erz zu den Schiffen geführt. Sie ist renoviert, ein Denkmal der Industriekultur, und du kannst sie besuchen.

📜 Da Almería nicht viele Sehenswürdigkeiten bietet, erkundeten wir das gastronomische Angebot umso interessierter. Nach einem ausgedehnten Spaziergang “landeten” wir im Casa Puga an der Calle Jovellanos. In dieser traditionellen Bar werden 18 verschiedene Tapas angerichtet, alle nach traditionellen Rezepten frisch zubereitet. Zusammen mit den Einheimischen warteten wir in der Schlange, bis sich die Türen öffneten und rangen mit ihnen um einen Tisch. Den letzten am Fenster erhaschen wir. Welch ein Glück.