❶❼❽ Kein andere Stadt in Spanien wurde mit so vielen Ruhmestiteln geehrt wie Toledo, das während ziemlich genau 5 Jahrhunderten spanische Hauptstadt war. Toledo gleicht einem Nachschlagewerk der Geschichte. 6 Kulturen beeinflussen das Stadtbild, das Handwerk und die Gastronomie bis Heute. Im Zentrum der Iberischen Halbinsel gelegen, 65 Kilometer südwestlich von Madrid ist Toledo seit jeher geografischer Mittelpunkt. Früher jener der Karthager, Römer, Westgoten, Mauren, Juden und Kastilier. In Toledo darfst du viel Zeit und Musse haben, um dich der Stadt zu widmen, am besten zu Fuss, so entgeht dir am wenigsten.
Nachdem König Alfonso VI (1037-1109) im Mai 1085 Toledo nach 4-jähriger Belagerung über die Mauren erobern konnte, zog er mit seiner Gefolgschaft von Burgos hierher. Toledo wurde die neue Hauptstadt mit dem mächtigen, alle Dächer überragenden Alcázar als Blickfang. Die Tradition als Kirchenzentrum, die Toledo bereits bei den Römern inne hatte, wurde wieder aufgenommen. Dies führte dazu, dass eine prächtige Kathedrale gebaut wurde, grösser noch als jene von Burgos. Während der Zeit der maurischen Herrschaft war Toledo das Zentrum und Vorbild der Toleranz, des gemeinsamen Zusammenlebens von Juden, Christen und Muslimen. Der bekannte Lyriker Rainer Maria Rilke nannte Toledo “in allem ausserordentlich”. Dem kann ich nur zustimmen.
Ein ganz besonderes Juwel ist die Synagoge Santa María La Blanca. Sie befindet sich in der Mitte des jüdischen Viertels, etwas versteckt hinter einer Gartenmauer. Im Innern eröffnet sie den wunderschönen Anblick mit ihren 5 Schiffen, unterbrochen durch die schlichten weissen Hufeisenbögen mit den verzierten Kapitellen. Ihren Namen erhielt sie nach der Vertreibung der Juden 1291, als das christliche Regime keine weiteren Religionen mehr duldete. Die Synagoge diente sodann, nahezu unverändert, als katholische Kirche.
Unverwechselbar der christlichen Tradition zugeordnet ist das Franziskanerkloster San Juan de los Reyes. Trotz seiner Grösse wirkt es, mit seinen himmelwärts strebenden gotischen Pfeilern, sehr filigran. Der zweistöckige Kreuzgang mit den doppelten Säulen zählt zu den schönsten seiner Art in Spanien. Das Kloster war ein Geschenk der berühmt-berüchtigten Königin Isabella I (1451-1504) und ihrem Gemahl Ferdinand von Aragón (1452-1516) für die Unterstützung in der siegreichen Schlacht über Portugal bei Toro im Jahr 1476. An der im maurischen Stil erbauten Decke des Kreuzgangs verewigte sich das Königspaar mit der Inschrift “Tanto monta - Monta Tanto”, das bedeutet “Der Eine so bedeutend wie bedeutend der Andere”. Dieses Kloster ist ein eindrückliches Beispiel des erfolgreichen und prägenden Königspaares.
📜 Zwei mir wichtige Dinge möchte ich noch kurz erwähnen. Toledo ist die Stadt der Klingen. Bereits die Römer zogen mit Schwertern aus dem harten Toledo - Stahl in den Krieg. Diese Handwerkskunst hat sich bewahrt, doch beachte, ein richtiges Toledo-Messer hat seinen Preis. Eine Handwerkskunst der süssen Art ist der Marzipan, dessen Rezepte in den Confiserien als geheim gelten und nur intern weitergegeben werden. Ob es nun die Muslime waren, die den Marzipan aus dem Orient mitbrachten oder doch die Nonnen, die auf der Suche nach neuen Süssigkeiten den Marzipan erfanden, es ist nicht wichtig. Süss und fein ist er auf jeden Fall. Die berühmteste Marzipan Manufaktur befindet sich am Rand des Zocodover-Platzes, dem Ausgangspunkt für die Entdeckung der Stadt. Es gibt ihn in kleinen Würfeln, beste Energie für den Tag.