⓿❾❼ Isabella (Isabel I La Católica, 1451-1504) ist nicht nur die berühmteste, die berüchtigste, sondern auch die einflussreichste Königin Spaniens aller Zeiten. Immer wieder stosse ich in meinen Recherchen auf Ergebnisse ihrer Edikte, Verordnungen und Verhandlungen mit anderen Mächtigen ihrer Zeit, die sich bis Heute auswirken. Nach dem Besuch ihres Jugendschlosses, dem Castillo in Arévalo, ist es an der Zeit, ihr einen Blog zu widmen.
Die Kleinstadt Arévalo liegt 120 Kilometer nördlich von Madrid, auf dem direkten Weg nach León, im bekannten Weingebiet des Ribeira del Duero, umgeben auch von Landwirtschaftszonen und immer grösser werdenden Solarpanelen-Feldern. Zur Zeit der Kastilischen Könige gehörte Arévalo zu den zentralen Orten des Reichs an einer privilegierter Lage. Hier verbrachte Spaniens berühmteste Königin Isabella ihre Jugendjahre zwischen 1454 und 1462.
Als im Januar 1454 der Vater von Isabella, König Juan II von Portugal starb, übersiedelte ihre Mutter gemeinsam mit ihr und ihrem jüngeren Bruder Alfonso nach Arévalo über. Hier genoss Isabella eine entspannte Kindheit. Im nahen Kloster Santa Ana in Ávila wurde sie in Sprachen, Kultur, Politik und Sport unterrichtet. Sie lernte reiten und emanzipierte sich auch von anderen, damals typisch weiblichen Tugenden. Die vorbereiteten Liaisons ihrer Verwandtschaft schlug sie allesamt aus. Sie wollte sich ihren Ehemann selbst auswählen. Ferdinand II (1452-1516), der junge, künftige König von Aragón stand in ihrer Gunst. Obwohl beide Familien gegen diese Ehe waren, heirateten Isabella und Ferdinand am 19. Oktober 1469 in Valladolid, der heutigen Hauptstadt der Comunidad Castilla-León.
Am 17. März 1476 sicherten sich die Truppen von Isabella den Sieg in Toro, und sie konnte die kastilische Krone für sich beanspruchen. Drei Jahre später übernahm Ferdinand den Thron von Aragón. Ich übertreibe kaum, wenn ich schreibe, dass diese Ehe der Grundstein für den heutigen Nationalstaat Spanien war. Die ehemals unabhängigen Königreiche wurden vereint, die Verwaltung zentralisiert, und das Ehepaar machte sich auf Eroberungstour richtung Süden, wo sie die restlichen noch arabischen Gebiete besiegten und ins Königreich integrierten. In den Geschichtsbüchern wird die Ehe so beschrieben, dass Ferdinand vorwiegend als Feldherr bei den Truppen die Gebiete eroberte, und Isabella übernahm quasi den politischen Vorsitz.
Päpstlich autorisiert führten sie die Inquisition ein. Isabella war in dieser Beziehung unerbittlich. Wer in den eroberten Gebieten, wo zu dieser Zeit eine Religionsfreiheit praktiziert wurde, nicht zum katholischen Glauben übertrat, wurde verbannt oder gleich umgebracht. Für diese konsequente Durchsetzung erhielt das Paar nicht nur den päpstlichen Segen, sondern den offiziellen Zunamen “Reyes Católicos”, die Katholischen Könige. Isabella gebar 10 Kinder von denen fünf das Säuglingsalter überlebten. Nach ihrem Tod übernahm ihre Tochter Johanna, zusammen mit Philippe dem Schönen aus dem Hause Habsburg den Thron. Berühmt wurde Isabellas Enkel, Kaiser Karl V von Habsburg und als Carlos I in Spanien (1500-1558), einer der nachweislich mächtigsten europäischen Herrscher der Geschichte.
Bei mir hinterlässt Isabella einen sehr zwiespältigen Eindruck. Mit der Reorganisation der Königreiche und ihrem Einsatz für Kolumbus’ ersten Entdeckungsreise richtung Amerika gilt sie als innovativ und Begründerin der erfolgreichen, spanischen Kolonialmacht. Andererseits lassen mich ihr gnadenloser Umgang mit den Andersgläubigen und die Ausweisung der Muslime aus Spanien, mit denen eine kulturelle Hochblüte im Land sichtlich erlosch, geradewegs erschaudern.