❶❾❶ Auf der Reise durch Spanien bin ich immer von Neuem beeindruckt, welches Ausmass an Strassen, Bahnlinien und weiteren Infrastrukturen unterhalten werden müssen, um die Transportwege für Menschen, Tiere und Produkte zu gewährleisten. Zuweilen fahren wir stundenlang durch - beinahe - Niemandsland wie hier auf dem Weg von Soria nach Burgos wo an der verlotterten Bahnstation die Geier gemütlich weiden.
Cabrejas del Pinar ist eine eigenständige Gemeinde in der nordöstlich gelegenen Provinz Soria. 300 Menschen sind hier zuhause. Typisch für das Dorf ist, dass es zwischen grösseren Städten liegt und früher ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt war. Mit den neuen Schnellstrassen und Bahnverbindungen hat es ganz an Bedeutung verloren.
Das war vor noch nicht allzu langer Zeit ganz anders. Cabrejas war eine wichtige Station der nordspanischen Cabaña Real de Carreteras (königlicher Transportweg für Vieh und Handelsgüter). Viel wurde auf den Bahnlinien verschoben, die Wolle der geschorenen Schafe und die daraus hergestellten Handwerksprodukte, Vieh, Getreide und Olivenöl. Der Wollmarkt von Burgos war von internationaler Bedeutung. Die Ware wurde via Cabrejas nach Barcelona transportiert und auf die Schiffe verladen. Ab Marseille ging es wieder via Landweg auf dem Camino Español (spanischer Weg) bis Basel, um dann auf dem Rhein bis in die Benelux Länder zu gelangen. 1985 war Schluss, die Bahnstrecke wurde eingestellt, Geleise und Bahnhöfe der Natur überlassen.
📜 Diese Brachen, wo früher regelmässig mit Diesel betriebene Lokomotiven mit ihren Güterwaggons verkehrten, sind auf der Liste der Caminos Naturales (natürliche Pfade) aufgeführt, denn auf einigen kannst du gemütlich mit dem Velo durchs Land fahren. Es gibt auch solche, die mit grossem Enthusiasmus geplant, deren Bau begonnen und wieder eingestellt wurde. Das grösste dieser Projekte stammt aus den 1920-er Jahren. Die Linie sollte 700 Kilometer lang werden und das nordspanische Santander mit Valencia verbinden. Enthusiastisch wurde mit dem Bau begonnen und im nördlichen Teil die ersten Stationen eröffnet. Bald wuchs Gras über die Sache und über die Geleise. Das scheint, wie in Cabrejas, niemanden zu stören. Auch die Geier nicht, die sich dort friedlich niedergelassen haben.