El Caganer und die spanischen Weihnachtszeit

❶❾❾ Die Feierlichkeiten rund um Weihnachten ziehen sich über einen Monat hin und bescheren den Menschen mehrere Feiertage. Sie unterscheiden sich in vielem von den Gebräuchen in Mitteleuropa. Es beginnt mit dem 6. Dezember. Alle haben frei, nicht wegen des Samichlaus, sondern es ist der Feiertag ihrer demokratischen Verfassung. Bereits 3 Tage später folgt der nächste arbeitsfreie Tag, diesmal in der Hoheit der Katholischen Kirche. Der Día de la Inmaculada (Marias unbefleckte Empfängnis) lockt die Menschen in die Kirchen. Am 22. Dezember herrscht Hochspannung, mit dem El Gordo, der Weihnachtslotterie.

Heiligabend ist ein ziemlich normaler Tag, die Geschäfte sind geöffnet. Der 25. Dezember ist Familientag mit feinem Essen, und am 28. Dezember folgt der Día de los Inocentes (Tag der Unschuldigen). Er läuft etwa so ab, wie bei uns der 1. April mit lustigen Streichen und kleinen Neckereien. Der Silvester in Spanien mit den 12 Schlägen der Uhr auf der Puerta del Sol in Madrid und dem Verzehr der Traubenbeeren ist berühmt. Abschluss der Feierlichkeiten bildet der 3-Königstag am 6. Januar. Er ist der wichtigste Tag für die Kinder, denn erst Heute erhalten sie ihre Weihnachtspäckli. Sie müssen mit der Bescherung lange warten.

Weihnachtsbäume sehen wir nur in den Küstenregionen mit vielen Ausländern, wo sowieso multikulturelle Vielfalt herrscht. In Spanien haben die Weihnachtskrippen eine reiche und lange Tradition. Eine besondere Weihnachtskrippe zu haben, gehört zum Stolz jeder Familie. Sie nimmt einen zentralen Platz in der Wohnung ein. Auch Kirchen, Gemeinden und einfach Orte, wo Menschen zusammen kommen, stellen Weihnachtskrippen auf. Ursprünglich ist es eine italienische Tradition, die nach Spanien gekommen ist. Ob sie wirklich vor 800 Jahren von Franz von Assisi erfunden wurde, wird oft geschrieben, ist jedoch nicht gesichert. Eine der schönsten und grössten dieser Krippen fanden wir in Valladolid. Hier findet jedes Jahr die Ruta de Belenes (Route der Weihnachtskrippen) statt. Mit dem speziellen Autobus können 13 einzigartige Krippen in der Stadt besucht werden.

📜 Besonders erwähnen möchte ich den Caganer. Diese Figur aus der katalanischen Weihnachtstradition entlockt mir jedes Mal ein Schmunzeln. El Caganer (der Scheisser), mit heruntergelassenen Hosen, kauert jeweils im Hintergrund zwischen den vielen anderen Figuren und verrichtet dort seine Notdurft. Er wird nicht als Witzfigur in die Krippe gestellt. Im Gegenteil, er hat die wichtigen Funktionen, das gute Leben und mit dem Kreislauf der Natur die Fruchtbarkeit zu vermitteln. Bemerkenswert finde ich, dass sogar die Katholische Kirche den Caganer im Stall mit Maria, Josef und dem Jesuskind als Glücksbringer erlaubt. So bleibt mir noch, dir für die Weihnachtszeit einen gut gelaunten Caganer in deiner Nähe zu wünschen.