❷⓿❻ Die selten gepflegte und herausgeputzte Kleinstadt Olivenza liegt in der Extremadura, 70 Kilometer südwestlich von Mérida und einen Katzensprung von Portugal entfernt. Beim Spaziergang durch die ruhigen Gassen, entlang der weissgetünchten Häuser und der erhaltenen Kulturstätten, ahnst du kaum deren wechselvolle Geschichte.
Die Menschen in Olivenza sind stolz und widerspenstig bis Heute. Sie sind der portugiesischen Sprache mächtig, und die Strassenschilder in der Altstadt sind noch immer in portugiesisch angeschrieben. Ursprünglich gehörte die Stadt zu Kastilien. 1298 ging sie wegen finanzieller Probleme im kastilischen Königshaus an den portugiesischen König Dionysius (1261-1325).
Neben Olivenza wurde Beatriz von Kastilien (1293-1395) als 5-Jährige an Dionysius’ Sohn Alfonso (1291-1357) versprochen. Dank diesem Handel begann in Olivenza eine lebendige portugiesische Kultur, immer wieder unterbrochen durch spanische Belagerungen und versuchte Übernahmen. Davon zeugen die noch erhaltenen Stadtmauern. In den alten Protokollen ist zu lesen, dass man den Spaniern davon abriet, die Stadt wieder zu übernehmen, sie sei zu gut geschützt und die Menschen zu wehrhaft.
Als 1801 die Spanier, mit Unterstützung durch Napoleons Truppen, mit 60’000 Mann Olivenza doch wieder einnehmen konnten, wurde die portugiesische Seite überrumpelt. Der Kommandant der spanischen Truppen, Manuel de Godoy (1767-1851) liess in den Obstgärten vor der Stadt Orangen pflücken und sandte diese an seine Königin in Madrid. Seitdem wird diese Schlacht als “Orangenkrieg” bezeichnet. Mehrfach versuchte Portugal, die Stadt mit diplomatischen Mitteln zurückzuhalten, ohne Erfolg. Erst 1986, als beide Länder der Europäischen Union beitraten, wurde das Kriegsbeil definitiv begraben.
Die Spuren des portugiesischen Einflusses sind in den Bauten der Stadt unübersehbar und sehr eindrücklich. Neben den Anschriften der Altstadtgassen sind es Portale mit Ornamenten, die das portugiesische Flair widerspiegeln. Ich habe das beste Beispiel portugiesischer Baukunst in der Iglesia (Kirche) Santa María Magdalena gefunden. Es sind die mit biblischen Szenen bemalten Wandkacheln und die gezwirbelten Säulen aus der spätgotischen Epoche des 16. Jahrhunderts.
📜 Weilst du im südlichen Grenzland zwischen Spanien und Portugal, lass dir Olivenza nicht entgehen. Im Frühling riecht es nach Orangenblüten, und die Einheimischen sind sehr freundlich gegenüber uns Touristen. Im Casco Historico (Altstadt) kannst du auf den portugiesischen Mosaiksteinen in einer Bar einkehren und eine ihrer berühmten Spezialitäten, das Rebhuhn mit Trüffeln oder die Kartoffeltorte probieren. Die Gegend gehörte zu den ärmsten des Landes. Hier kam früher auf den Tisch, was man auf dem Feld jagen und auf dem Hof anpflanzen konnte.