❷❶❶ León, die grösste Stadt im Nordwesten von Altkastilien, heute Castilla-León, Etappe 20 von 32 auf dem französischen Jakobsweg, hat mich sehr beeindruckt. Im Gegensatz zu Burgos, ihrer Schwesterstadt, die eher kühl und distanziert daherkommt, gleicht León einer fröhlich anmutenden Stadt in Südspanien. Die Fussgängerzone in der Altstadt ist belebt, und die Aussenplätze an den Bars und Restaurants sind am Abend voll.
León war ab dem Jahr 68 unserer Zeitrechnung eine Garnisonsstadt der Römer. Sie nannten den Ort “Legio”. Daraus wurde später León. Der Name hat nichts gemein mit dem Löwen, der in spanisch León heisst, obwohl zahlreiche Skulpturen dieser Tiere die Plätze und Gassen zieren. In der Zeit zwischen 910 und 1230 war die Stadt zeitweise die Hauptstadt der katholischen Könige oder der maurischen Herrscher, je nachdem, wer gerade die Oberhand hatte.
Ab 1230 blieb León in den Händen der katholischen Könige, jedoch wurde die Hauptstadt nach Toledo verlegt, und León konzentrierte sich auf die Unterbringung der Pilger auf dem Jakobsweg. Diese Gastfreundschaft ist auch heute gut sichtbar. Das Kloster San Marcos mit der über 100 Meter langen Fassade im typisch spanischen plateresken Stil ist eines der schönsten ehemaligen Pilgerhospize auf dem Weg zwischen den Pyrenäen und Santiago de Compostela. Heute ist es ein Parador, und viele Pilger gönnen sich hier einen entspannten Zwischenhalt.
Mit dem Wegfall als Hauptstadt des Königreichs wurden viele Kunstwerke und verschiebbare Sehenswürdigkeiten erst nach Toledo, dann nach Madrid gebracht, wo sie in Museen sichtbar sind. Eines der schönsten Kunstwerke, die gotische Kathedrale, konnte glücklicherweise nicht weggetragen werden. Je nach Tageszeit leuchten ihre Glasfenster, und die Fassade strahlt selten schön und majestätisch. Das zweite Highlight der Stadt, das Casa Botines, ist neueren Datums. Wir besuchten es vor 3 Jahren auf der Durchreise und spazierten erneut durch das ehemalige Haus der Tuchhändler.
📜 León ist Heute Provinzhauptstadt, und hier wohnen etwa 125’000 Menschen. Obwohl gross, hat es den provinziellen Charakter erhalten. Du kannst sehr gut unterscheiden, ob du in einem spanischen oder in einem der internationalen Restaurants oder Cafés etwas bestellst. Die einheimischen Gastronomen reichen zum Getränk immer ein kleines Tapas, was dazu führt, dass du nach dem dritten Café oder Bier oder Mineralwasser kein Essen mehr bestellen musst, du bist nämlich satt.