Estepona - Blumenstadt der Costa del Sol

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Küstenstädte mit einem hohen Erwerbsanteil am Tourismus haben es zuweilen nicht einfach, sich von ähnlichen Orten mit ebenfalls viel Sonne und schönen Sandstränden abzugrenzen. Estepona, die Stadt am westlichen Ausgang der Costa del Sol (Sonnenküste), mit ungetrübtem Blick nach Afrika, hat es auf eine höchst sympathische Art geschafft.

Die Geschichte Esteponas gleicht den anderen Dörfern und Städten entlang der Küste. Es gibt hier Funde der Phönizier, der Römer, der Araber und der Katholischen Könige. Estepona hatte nie den gleichen Stellenwert wie die Provinzhauptstadt Málaga mit seinem internationalen Seehafen. Die Menschen in Estepona ernährten sich von dem, was die der fruchtbaren Böden der Ebenen und Hügel im Hintergrund der Stadt hergaben, von der Hühnerzucht und vom Fischfang. Der Ursprung des etwas besonderen Namens “Estepona” ist keiner der früher hier ansässigen Kulturen eindeutig zuzuordnen. Frei ins Spanische übersetzt bedeutet sie “ich bin hier” oder “mir geht es gut hier”.

Mit seiner immensen Blumenpracht hebt sich Estepona von anderen Tourismusorten ab und konnte sich als einmaliger Anziehungspunkt in Südspanien etablieren. Ob es eine innovative Idee war oder den nahen Bezug zur Natur bleibt uns verborgen. Der Spaziergang durch die Altstadt ist ein wahrer Augenschmaus. Nicht nur auf der Plaza de las Flores (Platz der Blumen) wie das sanft renovierte Zentrum der kleinen Altstadt heisst, sondern auch rundum auf den Plätzen, den Treppenaufgängen, den Brunnenumrandungen, überall sind Türme und Töpfe, Geländer und Vorgärten, voll mit Blumen geschmückt, die zwar üppig wirken, jedoch nie überladen daherkommen. Frühmorgens kommt die Equipe der Stadtgärtnerei und jätet, wässert und pflegt den Blumenschmuck aufs Schönste. Kein Wunder wird Estepona die Blumenstadt der Costa Blanca genannt. Der Unterhalt des Blumenschmucks verschlingt jährlich über eine Million Euro, eine erhebliche Summe für das städtische Budget.

Ein weiteres Prunkstück dieser Stadt ist der Botanische Garten mit seinem Orchideen Museum, das grösste seiner Art in Spanien. Es wurde 2015 auf dem Terrain der ehemaligen Landwirtschaftlichen Genossenschaft errichtet. Schon das Gebäude mit seinen drei Glaskuppeln ist bemerkenswert. Etwa 5’000 Pflanzen, davon 1’300 verschiedene Orchideenarten mit ihren wundersamen Farben und teilweise betörenden Düften, aufgelockert durch Bambuswälder und Wasserfälle, können bestaunt werden.

Estepona hat es mir angetan, nicht nur wegen der Blumen, sondern, weil es sich die Stadt leistet, touristisch “normal und pragmatisch” zu bleiben, im Gegensatz zu anderen Orten wie das mondäne Marbella. Entspannt spazierst du der Promenade entlang, von der Altstadt bis zum Hafen und dem Uhrturm, dem schön renovierten Überbleibsel einer mittelalterlichen Kapelle. Auch findest du in einer kleinen Seitengasse noch richtige andalusische Bars, wo du feinen Schinken auf dem Holzbrett mit einem Jeréz oder Málaga bestellen kannst. Die Rechnung erhälst du nicht auf dem Computer getippt, sondern im Quittungsbüchlein mit Durchschlag von Hand geschrieben. Estepona hat trotz Tourismus noch etwas von einem wirklichen Spanien in die neue Zeit retten können. Das ist eine echte Wohltat.