❶⓿❶ Leuchtend, pulsierend, lebensfroh, bedeutsam. Diese Attribute kommen mir spontan in den Sinn, wenn ich an Zaragoza (Saragossa), die Hauptstadt der Autonomen Region von Aragonien denke. Sie ist nicht nur sehr geschichtsträchtig, sondern präsentiert sich einladend, modern und grosszügig. Der schönste Blick auf die Altstadt ist zweifelsohne jener von der gegenüberliegenden Seite des Flusses Ebro auf die Altstadt, die bereits der berühmte spanische Maler Diego Velázquez (1599-1660) in einem Gemälde festhielt. Für mich ist es der Blick bei Nacht auf die beleuchtete Kathedrale Nuestra Señora del Pilar.
Die Spuren von Zaragoza reichen bis in die Zeit der Iberer zurück, dieses keltische Volk, das ab etwa dem 6. Jahrhundert vor Christus die Iberische Halbinsel bevölkerte. Etwa 23 v.Chr. kamen die Römer ins Land. Kaiser Augustus gründete hier ein Militärlager mit dem Namen “Cäsaraugusta”. 700 Jahre später wurde die Stadt von den Mauren eingenommen und hiess von da an “Medinat Saracusta”. 1118 verloren die Mauren die Schlacht gegen König Alfons I von Aragonien. Dieser nannte die Stadt in “Zaragoza” um, und sie wurde die bedeutende Hauptstadt des mittelalterlichen Aragoniens, bis Ferdinand II, zusammen mit Isabella von Kastilien, die beiden Königreiche vereinte, und der Blütezeit der Stadt einen neuen Schub verlieh.
Die geschichtliche Abfolge Zaragozas ist deshalb interessant, weil aus allen Kulturepochen nach wie vor schöne und sehenswerte Bauwerke existieren. Die Büste von Kaiser Augustus ist neben einigen Bruchstücken der einstigen Festungsmauer eine Erinnerung an die Römerzeit in der Stadt. Die Mauren hinterlassen der Nachwelt die Aljafería, das wunderschöne Lustschloss ihrer Könige. Sie ist eine bezaubernde Zeugin ihrer Zeit, die ein wenig an die Mezquita in Córdoba erinnert. Sie befindet sich am Rand der Altstadt, ist jedoch problemlos zu Fuss zu erreichen. Wie damals bei der Mezquita wurde nach der Übernahme der Stadt durch die katholischen Könige darin eine christliche Institution errichtet. Ganz im Sinn der Baustile des Mittelalters in der Gotik und im Barock sind die Kathedrale der Jungfrau von Pilar und die Kathedrale San Salvador erbaut. Zwei Gotteshäuser dieses Ausmasses so nahe beieinander sind in Spanien einmalig, sie liegen knapp 200 Meter von einander entfernt.
Zwischen den beiden Kathedralen und der modernen Plaza de España befindet sich eine Ansammlung enger Gassen. Dieses Gebiet wird El Tubo (das Rohr) genannt. Dieser Begriff ist sehr passend, denn auf dem Spaziergang durch die kleinen Strassen zwischen den hohen Häusern hat man schon das Gefühl, durch ein Rohr zu gehen. Hier befindet sich die Tapaszone von Zaragoza mit über 100 Bars und Restaurants, abends vollgestopft von Menschen, die ihre Lieblingstapas verzehren und Neues ausprobieren.
📜 Ich empfehle sehr, die Stadt während zwei Tagen zu besuchen. Zu sehen gibt es genug, und die Stimmung in Tapasbars wie im belebten Tubo ist Heute in Spanien selten geworden, deshalb unbedingt einplanen. Die besten Abende für den Tubo sind zwischen Donnerstag und Sonntag. Meine bevorzugten Bars sind jene mit den 14 verschiedenen Sorten von hausgemachten Croquetas in der "CroquetArte" und “El Champi”, jene mit den frisch gebratenen Champignons. Hier ist bereits das Zusehen ein Erlebnis.