❶⓿❾ “Tiene chispa” sagt man in Spanien, wenn Menschen witzig, aufgeweckt oder reizvoll sind. Der Ausdruck gilt auch für Dinge. Von den etlichen Übersetzungsmöglichkeiten gefällt mir “pfiffig” am besten. Und pfiffig sind sie zweifelsohne, die schmalen, meist kleinen grünen Pimientos (Paprikas) aus dem Dorf Padrón in Galizien, 20 Kilometer südwestlich des Pilgerzentrums Santiago de Compostela.
Das Franziskanerkloster von Herbón, ausserhalb der kleinen Stadt Padrón, befindet sich in einer romantischen Abgeschiedenheit, wie sie in Galizien oft anzutreffen ist. Hier startete die erfolgreiche Verbreitung dieses pfiffigen Gemüses auf die Iberische Halbinsel und weiter. Nach der Entdeckung Amerikas durch Christoph Kolumbus (1451-1506) begann eine rege Reisetätigkeit und ein Austausch zwischen den Kontinenten, auch von Ordensbrüdern. Ein Franziskaner des Klosters von Herbón reiste im 16. Jahrhundert nach San Francisco und brachte dieses neuartige Gewächs mit nach Hause. Erst dienten die Pimientos de Padrón (Capsicum annuum) als Zierpflanze, bis sie als Gemüse und Beilage entdeckt, konventionell angebaut und nach dem Namen der Stadt benannt wurden, der noch Heute gilt.
Im etwas verschlafenen Padrón fällt sogleich die Statue der Pimientospflückerin auf dem Platz vor der Markthalle auf. Nach dem Spaziergang durch die Allee über die Santiago-Brücke erhebt sich das ehemalige Frauenkloster Convento del Carmen. Das ehemalige Franziskanerkloster von Herbón liegt im Norden, etwas ausserhalb der Stadt. Diesem berühmten Gemüse gehört ein Fest, und das wird in der Stadt jedes Jahr am ersten Sonntag im August tüchtig gefeiert, selbstverständlich mit unzähligen kulinarischen Variationen des Pimientos.
Dieses, eigentlich einfache, Gemüse wird gleich angebaut wie unsere Peperonis, buschig und verzweigt. Unter den leicht gewellten Blättern wachsen die Pimientos in verschiedenen Formen. Manchmal sind sie dünn und lang, oft dicker und glockenförmig, je nach den inzwischen bekannten Sorten, es sind um die 30. Sie sind immer, und deshalb betitle ich sie als pfiffig, unterschiedlich scharf. Das zeigt sich beim Essen. Du weisst nie, beisst du in eine milde Pimiento oder jagt es dir nach dem Biss von der ausgeprägten Schärfe die Tränen in die Augen. Die Pimientos de Padrón sind ein “Allerweltsgemüse”, sie sind Apéro, Beilage, Garnitur, Gewürz in einem Saucengericht oder im knackigen Salat.
📜 Willst du Pimientos de Padrón zubereiten, achte beim Kauf darauf, dass sie frisch sind und Stielansätze haben. Sehen sie schrumpelig aus, lass es. Die Zubereitung ist ganz einfach. Mein Hausrezept: in der Bratpfanne 250 Gramm Pimientos im Olivenöl mit grosser Hitze während 3 Minuten anbraten. Dann kommen 8 gestossene Knoblauchzehen dazu, ca. 3 Minuten weiter braten, bis die Pimientos Brandblasen aufweisen und die Knoblauchzehen leicht gebräunt sind. Die Pfanne vom Feuer nehmen, einen Kaffeelöffel Honig im Faden darüber geben, wenig grobes Salz darüber streuen, alles mischen und fertig ist das pfiffige Tapas.