Italienische Nächte - im Casa Pilatos

❶❶❾ Sevilla gehört für mich zu den spannendsten, aufregendsten und innovativsten Städten in Spanien. Ob neuere Kunst wie die Setas oder historische Orte wie die Plaza de España, Sevilla ist einfach voll von Schönheiten, glanzvollen und romantischen. Die Distanz von der einen zur anderen benötigt zuweilen nur einige Fusstritte. Vielleicht deshalb schaffte ich es erst bei meinem fünften Besuch in der Stadt bis zum kleinen Palast, des Casa de Pilatos, der etwa 10 Minuten zu Fuss ausserhalb der historischen Altstadt steht.

Im Innenhof des Palastes wähnst du dich in Florenz. Die Renaissance-Arkaden sind sehr klassisch und schnörkellos gearbeitet, eben wie in Italien, und fragst dich, weshalb dieses Gebäude hier steht, mitten im Zentrum einer ehemals arabisch geprägten Kultur. Ab 1483 erfüllte sich die Adelsfamilie De Ribera den Traum eines eigenen Palastes. Prägend für die Italianitá des Palastes war Fadriques Enrique de Ribera (1476-1539), der Sohn des Initianten. Er ging 1518 auf Pilgerfahrt und besuchte Florenz, Rom und Neapel. Beseelt von der italienischen Architektur fuhr er nicht direkt nach Sevilla zurück, sondern reiste dem Stiefel entlang wieder hoch und legte in Pisa, Bologna und Genua nochmals einen Halt ein. Alle diese Eindrücke flossen in den Ausbau des Palastes ein, den er nach dem italienischen Präfekten Pontius Pilatus benannte.

Neben all den klaren Linien der italienischen Architektur wollte Fadriques auch seine enge Heimat im Palast verewigen. Dies tat er mit den berühmten, von Hand bemalenen und gebrannten, keramischen Platten, den Azulejos. Über 150 verschiedene Muster und etwa eine halbe Million Stück zieren die Wände und die Böden des Palastes. Fadriques genoss die italienische Ambiente seines kleinen Palastes sehr, dies mit wechselnden Liebschaften. Daraus erwuchsen mehrere uneheliche Kinder. Als er 1539 ohne eheliche Nachkommen starb, übernahm sein Neffe Per Afán Enrique de Ribera (1509-1571) das Anwesen und auch seine Affinität für die italienische Kunst. Als Vizekönig von Neapel reiste er oft und lange nach Italien, brachte Statuen und Bilder nach Hause. So blieb das Faible des Palastes erhalten, und die italienischen Nächte setzten sich fort.

📜 Etwas näher zum historischen Stadtkern steht ein weiteres ehemaliges Daheim von Adeligen aus dieser Zeit, das wir ohne weiteres als Kleinod benennen dürfen. Es ist das Casa der Familie Pinelo. Dieses ist im Gegensatz zum Casa de Pilatos ganz im Stil des Mudejar gehalten, ohne die Leichtigkeit des italienischen Stils, doch mit ebenfalls wunderschönen Azulejos in der Ausführung. Beides sind tolle Häuser zum Entdecken, ich wünsche dir viel Spass.