Tarazona - Stierkampfarena als Wohnraum

❶❷❺ Wenn du von Zaragoza in nordwestliche Richtung fährst oder pilgerst, triffst du erst auf das berühmte Kloster Viruela, und 10 Kilometer weiter auf die Stadt Tarazona, die vor genau hundert Jahren für einige Zeit zum nördlich gelegenen La Rioja gehörte. Tarazona ist eine der prachtvollsten Städte im Landesinneren von Aragonien.

Für mich gehören die Spanier nicht unbedingt zu den Innovationscracks. Sie verlassen sich in der Regel lieber auf die Kenntnisse und die Erfahrungen ihrer Vorfahren. Gegenüber neuen Erkenntnissen sind sie meist zurückhaltend und kritisch eingestellt. In Tarazona jedoch staunte ich nicht schlecht. Im gesamten nordöstlichen Teil des Landes ist der Stierkampf bereits seit längerer verpönt wenn nicht sogar verboten, wie in Katalonien. Die Arenen verkommen, zerfallen, es wächst das Unkraut zwischen den zerfallenen Mauern hoch, und es nistet sich allerlei Kleintier in den Nischen und Ritzen der ruinösen Bauten ein. Nicht so in Tarazona.

Dort wurde die Stierkampfarena als Wohnzone entworfen. Die Bewohner konnten die Stierkämpfe bequem vom Fenster aus verfolgen. Die Arena ist auch Heute noch bewohnt. Dieses Projekt beeindruckte mich sehr und finde es äusserst nachahmenswert. Ihr Umriss stammt aus dem 18. Jahrhundert und besteht aus acht Ecken. Zudem ist diese Architektur der Arena aussergewöhnlich, denn meistens weisen sie eine kreisrunde Form auf.

Auch sonst gehört Tarazona zu den schönen und monumental interessanten Städten der Region. Die Kathedrale Santa Maria de la Huerta (Heilige Maria des Obstgartens) ist immens und gleicht einem im gotischen Baustil erbauten Tempel. Ihr Grundstein wurde im 13. Jahrhundert gelegt. Der Bischof hat seinen Sitz bereits seit dem 5. Jahrhundert auf der gegenüberliegenden Seite des Rio Quelles. Er geniesst einen herrlichen Blick über die Arena, die Kathedrale und die sehr gepflegte und saubere Stadt. Der Gang durch die engen und verwinkelten Gassen lohnt sich sehr. Er führt zum Rathaus. Dieses ist im typisch regionalen Stil der Steinbauten gehalten.

📜 Ob der Name der Kathedrale historisch belegt oder eher ein Übername ist, konnte ich nicht herausfinden, doch passend ist er allemal. Früher ernährte sich die Stadtbevölkerung vorwiegend vom Obstbau. Aus dem Holz der Bäume fertigten sie weit herum gefragte Streichhölzer. Die Tarazoner sind gastfreundlich, und die Restaurants sind auf “feine Landküche” spezialisiert.