Kathedrale von Zaragoza |
❶❹❹ Spanien zählt insgesamt 74 Kathedralen. Diese sind 69 Bischofssitzen zugeteilt. Beispielsweise hat Zaragoza zwei Kathedralen. Weil die alte dem nächsten Bischof nicht mehr gefiel, errichtete er ein paar Meter weiter eine neue. Und der Erzbischof der Armee muss ganz ohne Kathedrale auskommen. Je nach Spendenfreudigkeit und Spendenzwang der Gläubigen präsentieren sich die katholischen Gotteshäuser Spaniens mehr oder weniger prunkvoll. Zu der schöneren Sorte mit interessanter Geschichte, die ich dir nicht vorenthalten möchte, gehört die Kathedrale von Salamanca.
Betrachtest du die Kathedrale von aussen, oder noch besser, du spazierst um sie herum, fällt dir die komplexe und grosse Gebäudestruktur auf. Von Nahem siehst du, es sind eigentlich zwei Kathedralen aneinander gebaut. Die Catedral Minor (kleine Kathedrale) wurde im 11. und 12. Jahrhundert als Basilika im damals üblichen romanischen Baustil errichtet. Bei den Decken ist der Übergang in den gotischen Baustil, die schmalen Pfeiler himmelwärts weisend, sichtbar. Aussen ist die mit Schuppen bedeckte Kuppel mit dem Hahn auf der Spitze unübersehbar. Das Innere ist, für diese Epoche ebenfalls typisch, eher kahl gestaltet. Ausnahme bilden die zahlreichen, sorgfältig restaurierten Wandmalereien. Schon ihretwegen lohnt sich der gemütliche Spaziergang durch die Hauptkapelle mit dem grossen Wandtableau der Gebrüder Delli, und den sehr im Detail ausgeführten Wandbildern im Kreuzgang, den Kapellen und den alten Kapitelsälen. Sie erzählen die Geschichte der Domschule von Salamanca von 1174, die den Ausschlag für die Gründung der ersten spanischen Universität gaben.
Zu Beginn des 16. Jahrhunderts wuchs die Bevölkerung im Bistum von Salamanca rasant. Nur ein kleiner Teil der Menschen fand Platz in der Basilika und konnte die Messe des Bischofs besuchen. Deshalb begann 1515 der Bau der neuen Kathedrale, vorwiegend in den Stilen des Renaissance und Barock, mit einer direkten Verbindungstüre zur bestehenden Kirche. Genau 220 Jahre später, im August 1733 wurde sie eingeweiht. Sie ist mit ihren drei Kirchenschiffen und den 20 seitlich angelegten Kapellen grosszügig gestaltet. Ausserdem wurde sie reich mit Blumen- und Tierornamenten geschmückt. Sie ist 17 Meter hoch, und wenn die Sonne durch die knapp 100 bemalten Bleiglasfenster scheint, ist die sakrale Ambiente gut spürbar. Ein Genuss für Augen und Gemüt ist das barocke Chorgestühl, eines der grössten dieser Art in Spanien. Es besteht aus dem Hochchor und dem Niedrigchor, wo die Sitzplätze verteilt sind. Mit seinen üppigen Verzierungen stellt er eine ganze biblische Geschichte dar. Zusammen mit der Hauptkapelle ist er durch ein Gitter geschützt, um ihn unversehrt zu erhalten. Ich bin keine ambitionierte Sammlerin von antiken Bauten, doch bei diesen beiden Kathedralen in der einen Anlage hat sich der ausgedehnte Besuch sehr gelohnt.
📜 Die Fassaden und Portale der beiden Kathedralen sind im ähnlichen plateresk verzierten Stil gehalten wie jene der benachbarten Universität. Und auch hier sind etwas abartige Figuren angebracht. Wenn du dir das Seitenportal genau ansiehst, findest du bestimmt den Astronauten und den Drachen mit einer Kugel Glacé. Gleich neben der Kathedrale hat es eine Bar, wo du dich erholen und die imposante Fassade betrachten kannst.