❶❹❻ La España vacía (das leere Spanien) werden die verlassenen Gegenden im Landesinneren und im grenznahen Gebiet zu Portugal genannt. Nach einer Blütezeit in den letzten Jahrhunderten zogen die jungen Menschen in die grösseren Städte mangels Arbeit und sozialen Möglichkeiten. Ganze Dörfer sind am zerfallen und für immer verlassen. Die etwas über 1’000 Einwohner zählende Kleinstadt Sepúlveda, auf der Strecke zwischen Segovia und Aranda de Duero gelegen, hatte Glück. Auch hier sind in den letzten 50 Jahren die Jungen ausgewandert. Heute kommen sie zurück, nutzen die Häuser ihrer Vorfahren als Zweitwohnung und entdecken ihre Heimat neu.
Die hübsche Kleinstadt gehörte einst zum Zentrum des Kartoffelanbaus in Spanien und hat sich der Zubereitung eines besonderen Rezepts für das Lamm verschrieben. Der Kartoffelanbau hat wegen der veränderten klimatischen Bedingungen und der vermehrten Konkurrenz günstiger Anbaugebiete an Bedeutung verloren. Das Lamm hingegen, seit jeher in der Gegend gezüchtet, behielt seinen Wert. Auf den Namen des Dorfes, La catedral del Lechazo Asado (die Kathedrale des gebratenen Lamms) ist man sehr stolz. Das hiesige Churro-Lamm wird in Viertel geteilt und in Tontöpfe gelegt. Unter Zugabe von etwas Butter und Salz werden die Töpfe in den Holzofen geschoben. Das Lamm wird sanft gebraten. Zusammen mit einem Stück Brot und Salat aus frischen Tomaten und Zwiebeln gilt es als Delikatesse.
Sepúlveda kann mit einer weiteren Attraktion punkten. Im Nordosten der Stadt breitet sich über 5’067 Hektar das Naturschutzgebiet des Duratón aus. Seit 2004 gehört es zu einem permanent betreuten Aktionsprogramm der Europäischen Union. In Flora und Fauna werden ausgestorbene Arten rekultiviert. Im Schutzgebiet lebt Europas grösste Gänsegeierkolonie. 2015 wurden 710 Paare gezählt. Dank des ausgezeichneten Ökosystems pflanzen sie sich hier überproportional fort.
📜 Wenn du von Segovia nach Sepúlveda reist, entdeckst du ein paar Kilometer vor der Stadt die Ermita de la Virgen de las Vegas (Einsiedelei der Jungfrau von den Wiesen), erbaut im 11. Jahrhundert. Es lohnen sich der Halt und der Rundgang, um die geschmückten Portale und Arkaden zu betrachten. Nach dem Besuch des Naturparks, dem Panoramablick auf Sepúlveda und dem Spaziergang durch die Altstadt hast du das Lechazo Asado redlich verdient.