Turron - süsse spanische Weihnachten

❶❺❼ Ein Highlight in der Vorweihnachtszeit an der Costa Blanca ist die Feria de Navidad (Weihnachtsmarkt) in Jijona (Xixona in der Regionalsprache), dem 6’800 Seelen-Dorf oberhalb von Alicante. Der Duft von gerösteten Mandeln, Honig und Zucker liegt in der Luft. Hier ist der spanische Geburtsort des Turrón. Abertausende Feinschmecker des Süssen zieht es jedes Jahr zu den über 100 Ständen, zum Probieren, zum Vergleichen und selbstverständlich zum Einkaufen. Wenn ich über den Turrón schreibe, dann über die 3 originalen Sorten, über deren Echtheit eine eigens dafür eingesetzte Kontrollstelle wacht. Die neueren, modernen Abwandlungen mit Schokolade, Pistazien oder Orangeat lasse ich auf der Seite.

Möglicherweise haben bereits die islamischen Krieger, die im 9. Jahrhundert das südliche Spanien eroberten, eine ähnliche, haltbare Süssigkeit mitgebracht. Bekannt ist, dass im frühen Mittelalter griechische Sportler etwas vergleichbares als Energieriegel verzehrten. Für mich ist eher nachvollziehbar, dass es sich mit dem Turrón ähnlich verhalten hat wie bei der Tortilla. Die Menschen abseits der Küsten verarbeiteten jene Materialien, die ihre Gegend hervorbrachte zu haltbaren Produkten. Das erste Turrónrezept wurde in Jijona 1457 verfasst.

Der weiche Turrón, im Volksmund Turrón de Jijona genannt, besteht aus gerösteten und fein gemahlenen Mandeln, Honig, Zucker und Eiweiss. Alle Zutaten werden während mehreren Stunden zu einer homogenen Masse geknetet. Beim harten Turrón, genannt Turrón de Alicante, werden Honig, Zucker und Eiweiss zur feinen Masse gerührt und die gerösteten ganzen Mandeln dazugegeben. Die dritte Sorte heisst Turrón de Yema (Eigelbturrón). Hier werden die fein gemahlenen Mandeln mit Honig, Zucker und Eigelb vermischt und mit etwas Zitronenschale und Zimt gewürzt. Liebst du Marzipan? Dann musst du diesen unbedingt probieren.

Die fertigen Turróns werden zu Tafeln geschnitten und getrocknet. Für die Jahresproduktion der Turróns reicht die Mandelernte an der Costa Blanca nicht aus. Schliesslich isst jede Person in Spanien vor Weihnachten im Durchschnitt über 1 Kilo der Delikatesse. Ganze 80 Tonnen kommen auf den Markt und werden gleich verzehrt oder auf die Seite gelegt. Wenn im Frühling in den Läden die Regale leer sind hat es doch noch ein paar gehütete Tafeln für den Genuss. Süss wird hier nämlich nicht mit Sünde in Verbindung gesetzt. Dafür lebt man zu gerne.

📜 Der Turrón gehört zu den beliebtesten Mitbringseln um die Weihnachtszeit oder bei den Kindern zum Päckli, das in Spanien nicht am 24. Dezember, sondern an den Reyes (3-Könige) am 6. Januar abgegeben wird. Mein bevorzugter Turrón ist der “Alicante” mit den ganzen Mandeln der Marke “el Almendro”. Obwohl feine Rezepturen für den Hausgebrauch existieren, die Herstellung ist mir zu aufwendig und zu knifflig, ausserdem die Auslagen auf dem Markt und in den Geschäften zu animierend um nicht zuzulangen.