Betanzos - am Jakobsweg der Seefahrer

❶❻⓿ Auf der Route von Ferrol nach Santiago de Compostela trafen wir regelmässig Wanderer mit Pilgeremblemen an, die noch recht frisch und zügig einher schritten. Ich war etwas irritiert, kenne ich doch vor allem die Pilgerwege aus dem Osten via Pyrenäen und aus dem Süden von Portugal und Caravaca de la Cruz. Betanzos, Zwischenhalt auf diesem Weg, bildet mit seiner Altstadt ein schöner Stopp, und für Pilger ideale Übernachtung.

Die Altstadt von Betanzos prangt am Hügel einer Halbinsel der beiden Flüsse Mandeo und Mendo. Interessant ist ihre Anlage in einem in sich geschlossenen Kreis, wie eine Wagenburg, die sie vor Eindringlingen schützen muss. Ihr Zuname Ciudad de los Caballeros (Stadt der Ritter) passt deshalb bestens. Im 16. Jahrhundert war Betanzos eine der wichtigsten Provinzhauptstädte des damaligen Königreiches Galizien. Im Gegensatz zu vielen anderen Kleinstädten, wo der Bevölkerungsschwund augenfällig ist, gehört Betanzos zu den aufstrebenden Gemeinden. Die Stadt ist Verwaltungs- und Logistikzentrum und beherbergt knapp 13’000 Menschen.

Auf der Plaza de la Constitución (Verfassungsplatz) steht die alte Santiago-Kirche. Die nahe gelegene, grosszügig angelegte Plaza de Fernán Pérez de Andrae “O Boo” wirkt sehr majestätisch. Zusammen mit den umliegenden Gassen, den drei gotischen Kirchen, den verzierten Herrschaftshäusern und dem Uhrturm überkam mich der Eindruck, ich befände mich in einer Grossstadt. Fernán Pérez de Andrae (ca.1330-1397) war ein begnadeter Ritter im Dienste der Krone. Er, der Liebhaber von Jagd, Gedichten und Ritterbüchern, war Schutzpatron und der grösste Förderer von Betanzos. Er schuf die Grundzüge der Stadt, wie wir sie Heute bestaunen dürfen. “O Boo” bedeutet auf Galizisch “der Gute”.

📜 Früher legten die englischen Seefahrer per Schiff in Ferrol an und traten die Pilgerreise an. Die Distanz vom Küstenort Ferrol bis Santiago beträgt 120 Kilometer und dauert 6 Tage. Betanzos erreichst du nach 34 Kilometern, am zweiten Abend. Hier lässt sich trefflich essen und übernachten. Dieser Weg wird mit seiner abwechslungsreichen Landschaften entlang der Fjorde und der grünen Landschaft als Geheimtipp gehandelt, ideal auch, um die Pilger Atmosphäre an sich zu testen. Wie in Galizien üblich, regnet es hier regelmässig. Wasserdichte Kleidung gehört ins Gepäck.