❶❼❾ Chinchón, bereits der Name tönt sonderbar. Ausgesprochen wird er Tschintschon mit der Betonung auf dem O. Die kleine Stadt liegt 50 Kilometer südlich der Hauptstadt Madrid und 30 Kilometer oberhalb von Aranjuez. 5’500 Menschen wohnen hier. Unverwechselbar wie ihr Name ist das Erscheinungsbild. Die Stadt besteht hauptsächlich aus einem der ursprünglichsten Plaza Mayors, der mehrere Funktionen zu erfüllen hat.Gesichert nachweisbar sind die Geschichte und der Name von Chinchón erst seit dem Mittelalter, als der erste Graf für diesen Bezirk ernannt wurde. Ein Jahrhundert später wachte der 4. Graf von Chinón über Gebiet und Menschen. Dieser wurde zum Vizekönig des eroberten Peru ernannt. Zusammen mit Familie und Gefolge zog er nach Südamerika. Kaum in Lima eingetroffen, erkrankte die Gräfin Francisca Enríquez de Rivera (-1641) und einige ihrer Mitreisenden an hohem Fieber und Schüttelfrost. Ein einheimischer Priester hörte davon und brachte ein fein gemahlenes Pulver des Chinarindenbaums zur Heilung. Der Trank davon zeigte bald positive Wirkung. Die Gräfin, nach 5 Tagen wieder gesund, liess dieses Pulver in grossen Mengen herstellen. Sie verteilte es selbst an die Kranken vor Ort und liess das "Gräfinnen Pulver" mit den Galeeren nach Hause verschiffen. Die Heimatstadt hiess fortan nach dem Gattungsnamen der Chinarinde "Cinchona" oder spanisch “Chinchón”. Mitte des 18. Jahrhunderts wurde herausgefunden, dass es sich bei der Krankheit um Malaria handelte.
Aus dem Mittelalter stammt ebenfalls die Plaza Mayor im Zentrum, umrandet von den für die Region typischen Häusern mit vorgelagerten, grün angemalten Balkonen. Seit seinem Ursprung dient der Platz als Stierkampfarena. Der Boden ist deshalb nicht gepflastert oder geteert, sondern mit einer dicken Sandschicht bedeckt. In den Annalen der Stadt konnte ich nachlesen, dass man von den insgesamt 234 Balkonen aus die Ritterspiele, Volkstheater, königliche Auftritte, Viehmärkte und Hinrichtungen verfolgen konnte. Noch immer wird im Oktober der letzte Stierkampf der Saison in Chinchón ausgetragen.
📜 Der Rundgang führt hinter der Plaza Mayor auf den Hügel. Dort steht die Kirche mit dem schönen Altarbild von Francisco Goya “La Asunción de la Virgen” (Mariä Himmelfahrt). Vor der Kirche sind der Ausblick über die Altstadt, das dahinter liegende Augustinerkloster bis hin zur gegenüberliegenden Burg einen Halt wert. Die Burg selbst kann nicht besichtigt werden, doch hast du bei schönem Wetter einen tollen Weitblick bis zu den Dächern von Madrid. Zur Entspannung empfehle ich dir in einer der zahlreichen Bars an der Plaza Mayor ein Glas des seit 1911 hier hergestellten Anisschnaps mit dem Namen: Chinchón.