❶❾❼ Aussergewöhnlich scheint es schon, dass in einem Dorf, wo 500 Menschen daheim sind, früher kaum doppelt so viele, ein gutes Dutzend junge Männer die religiöse Karriere empor kletterten bis zur Übernahme des Bischofsstabes. Überrascht war ich beim Spaziergang durch das Dorf, wie gut erhalten der alte Dorfkern geblieben ist, und welch grossen Wert auf dessen Pflege gelegt wird.
Villaescusa de Haro liegt im nördlichen Teil der Castilla La Mancha zwischen der Provinzhauptstadt Cuenca und dem Windmühlendorf Consuegra. Die prägnanten Mauern der historischen Gebäude des kleinen Dorfes zeugen von Reichtum, Glanz und zweifelsohne der Vorherrschaft der Kirche. Das zeigt der noch vorhandene Pranger neben der Kirche. Wer sich nicht ordentlich verhielt, wurde an den Pranger gestellt, besser gesagt gekettet, und die Dorfbewohner durften diese Person mit faulen Äpfeln bewerfen. Bei schweren Vergehen mit Personenschaden oder öffentlicher Trunksucht folgte eine Prügelstrafe auf dem Platz und die Verbannung aus dem Dorf.
Gleich neben der herrschaftlichen Kirche aus dem 14. Jahrhundert steht die spätgotische Kapelle zu Ehren der Mariä Himmelfahrt. Sie wurde 1507 erbaut, ist klein und hübsch. Ihr Blickfang ist das reich dekorierte Altar-Tableau, es gleicht jenem der Kathedrale von Toledo. Es stammt aus den Skizzen der gleichen Architekten und ist für mich eine wahre Pracht. Ein paar Schritte weiter, bereits wieder beim Dorfausgang, stehen die öffentlichen Bäder, ebenfalls aus dem 16. Jahrhundert. Einige Säulen mussten renoviert werden, damit das Dach nicht einbricht, sonst sind sie top erhalten.
📜 Gegenüber der Kirche steht der Palast der Familie Ramírez. Aus dieser entsprangen einige illustre Bischöfe, die neben der kirchlichen Laufbahn weitere Studien betrieben, Universitäten gründeten, Kathedralen erbauten und Ländereien verwalteten. Einer der berühmtesten war Sebastián (1490-1547). Er war Bischof und Rechtsgelehrter. Mit 38 Jahren erhielt er den Auftrag des Königshauses, in den neu eroberten Gebieten Costa Rica und Mexiko die spanische Ordnung herzustellen, was auch hiess, den Katholizismus einzuführen. Sebastián war ein Menschenfreund, er verabscheute bösartige Händel. Er ordnete das zivile Leben, das nach den Eroberungszügen erheblich litt und stellte in allen seinen Untertanengebieten die Sklaverei unter Strafe. Weilst du in der Nähe, besuche dieses Dorf. Es erscheint so friedlich, wie sein berühmter Vorfahr.