Coca - Schönste Burg Nordspaniens

❶❶❽ “Spieglein Spieglein an der Wand - wer ist die Schönste im ganzen Land?” Den Satz kennen wir alle aus dem Märchen von Schneewittchen und den sieben Zwergen. Die Burg im nordspanischen Coca besticht und gehört zu den Schönsten ihresgleichen im ganzen Land. Von Weitem ist sie sichtbar, und ihre roten Backsteine leuchten zwischen dem satten Grün der Felder in der Umgebung. Von aussen nicht sichtbar sind die Leidensgeschichten, die sich hinter diesen prächtigen Burgmauern verbergen.

Als 1453 Don Alonso de Fonseca (1418-1473), Erzbischof von Sevilla und Schirmherr der Region Coca die Erlaubnis erhielt, hier eine Burg zu errichten, ahnte noch niemand von den dunklen Seiten, die damit einhergingen. Es begann damit, dass Don Alonso es nicht bei einer Verteidigungsanlage bleiben liess, sondern für sich, seine Familie und seine Entourage eine prächtige Schlossanlage in Auftrag gab, deren Erstellung insgesamt rund 40 Jahre dauerte. Don Alonso pflegte einen ausufernden und egozentrischen Lebensstil. Mit seinen Kritikern machte er kurzen Prozess.

Sein Neffe, auch ein Fonseca, litt sehr unter dem Joch seines Onkels und fühlte sich ungerecht behandelt. 1473 hatte er genug von den Erniedrigungen und liess seinen Onkel Don Alonso kurzerhand hinrichten. Eine nächste tragische Geschichte ereignete sich etwas später, als der Marqués von Cenete, ein Verwandter des Nationalhelden El Cid, eine junge Fonseca vom Schloss Coca zur Frau begehrte. Die Schlosswache hielt ihn für einen Einbrecher, überschüttete ihn mit Glut und er starb unter elenden Qualen vor dem Schlosstor.

Das Schloss ist ausnehmend schön gebaut. Die gesamte Aussenfassade besteht vorwiegend aus rotem Backstein, sehr gleichmässig gearbeitet, ebenso das Innere des Schlosses mit seinen Kassettendecken, die an die andalusischen Baudenkmäler wie den Alcázar in Sevilla erinnern. Die Zinnen rund um das Schluss erheben sich elegant gegen den Himmel und sind dem gotischen Architekturstil zugeordnet. Die gesamte Höhe des Schlosses beträgt 45 Meter. Um es zu besteigen, benötigt es etwas Kondition, es sind im Ganzen 139 Treppenstufen bis zu den Zinnen.

Im Gegensatz zu den meisten bekannten Verteidigungsbauten aus dieser Zeit steht die Burg Coca nicht auf einem Hügel, sondern ist durch einen breiten, ursprünglich mit Wasser gefüllten und mit spitzen Holzpfählen bestückten Wehrgraben geschützt. Nach der Hochblüte des Mittelalters verkam die ganze Anlage. Sie wurde Mitte des 20. Jahrhunderts vom Staat saniert. Das historisch sehr wertvolle Anwesen beherbergt Heute das Nationale Ausbildungszentrum für Forstwirtschaft. Coca ist eine Kleinstadt inmitten der weiten Hochebene von Castilla-León zwischen Getreidefeldern und Pinienwäldern. Sie liegt 50 Kilometer nordwestlich von Segovia und 30 Kilometer nordöstlich des Jugendschlosses von Isabella in Arévalo.

📜 Findest du “Coca” auf der Speisekarte eines Restaurants, lass dich nicht verwirren. Es hat nichts mit dem Schloss oder der Stadt Coca gemein, sondern ist der spanische Ausdruck für eine kleine “Pizza”, die oft und gerne zum Znüni oder zwischendurch gegessen wird.