Medellín - “Mutterstadt”

❶❺⓿ Denken wir an Medellín, kommen uns doch sofort die ehemalige Drogenhochburg in Kolumbien oder die gleichnamigen Städte in Mexiko und auf den Philippinen in den Sinn. Kaum bekannt ist, dass der Ursprung dieser Städtenamen im kleinen Ort Medellín in der spanischen Extremadura, eingebettet zwischen Weinstöcken und Reisfeldern, liegt.

Das spanische Medellín ist ein kleiner Ort, rund 50 Kilometer östlich von Mérida. Etwa 2’300 Menschen leben hier ständig. Gegründet von den Römern, sind ihre Spuren noch gut sichtbar. Der Weg zum Dorf über den Guadiana-Fluss führt über die restaurierte römische Brücke mit den 20 Bögen. Das teilweise erhaltene Teatro Romano befindet sich über dem Dorf, gleich hinter der Kirche des Heiligen Santiago. Es wird für kulturelle Anlässe rege genutzt. Zuoberst auf der Hügelkuppe steht prägnant die ehemalige Verteidigungsburg aus dem ausgehenden 15. Jahrhundert.

Im Ortskern, mitten auf der Plaza del Ayuntamiento (Stadthausplatz) steht auf einem Sockel die Statue von Hernán Cortés (1485-1547). Während der bei uns berühmteste spanische Seefahrer Christoph Kolumbus (1451-1506) ist, gilt Hernán Cortés in Spanien als erfolgreicher, jedoch äusserst brutaler Eroberer für die Krone Spaniens. Er wurde in Medellín als Sohn eines Edelmannes geboren und wuchs hier auf. Nach einen kurzen Abstecher an die Universität in Salamanca, brach er in Richtung “Neue Welt” auf.

Cortés’ berühmteste Eroberung war jene des Aztekenreiches und die Gründung Mexikos zwischen 1519 und 1521. Dies gelang ihm, zusammen mit einheimischen Aufständischen, mit modernen Waffen und zweifelsohne mit eingeschleppten Krankheiten wie Pocken, Masern und Grippe. Gegen diese kannten die einheimischen Stämme keine Abwehr und starben zuhauf daran. Cortés wurde danach während 9 Jahren von der Spanischen Krone als Generalgouverneur in “Neuspanien” eingesetzt. Dieses Gebiet umspannte die eroberten Ländereien in Zentral-, und Südamerika sowie in Asien und den Karibischen Inseln.

Cortés’ wichtigsten Aufgaben bestanden in der Rückführung der eroberten Schätze ins Heimatland und der Verbreitung des katholischen Glaubens. Zu Hernán Cortés hat Spanien ein gespaltenes Verhältnis, denn die ehemaligen erbarmungslos eroberten und ausgebeuteten Länder verlangen vom Staat noch immer Reparationszahlungen, an vorderster Stelle Mexiko.

📜 Wir besuchten Medellín am 12. Oktober, dem Día de Hispanidad (spanischer Nationalfeiertag). Verwundert stellten wir fest, auch in seinem Heimatort wird nicht Cortés an diesem Tag geehrt, sondern Kolumbus. 1492, an diesem Tag, setzte dieser als erster Spanier seinen Fuss auf amerikanischen Boden. So feierten auch die Medellíer Christoph Kolumbus gebührend und ausgelassen, mit der Ansprache des Bürgermeisters und dem anschliessenden Vino de Honor (Ehrenwein). Dies auf der Plaza de Ayuntamiento unter der Statue von Hernán Cortés.