Plasencia - Stadt der Freude

❶❻❶ Von Nordosten über das Vera-Tal herkommend, vielleicht mit dem Ziel, die nahe Grenze Portugals zu überqueren, erreichst du Plasencia, die nördlichste Stadt der spanischen Extremadura. Die Einheimischen nennen sie Ciudad para el placer de Dios y de los hombres (Stadt der Freude von Gott und den Menschen). Das passt, denn sie befindet sich zwischen Naturreservaten, Kork-Eichenwäldern und felsigem Gelände, wo die Ziegen weiden und ihre Milch für den, für die Gegend berühmten, rustikalen Käse hergeben.

Zur Römerzeit als Garnison erlebte Plasencia seine erste Hochblüte. Das Wegnetz der römischen Legionen umfasste etwa 30’000 Kilometer. An der Ruta del Plata (Silber Route) gelegen, gehörte Plasencia zu den strategisch wichtigen Verkehrsknotenpunkten auf der Strecke zwischen Galizien im Norden, Huelva im Süden und Portugal im Westen. Sie war Festung und Marktplatz zugleich. Hier wurden Gold, Silber, Waren aller Art, Tiere, auch Sklaven und Kriegsmaterial gehandelt und durchgeschleust. Für Plasencia und seine Bevölkerung bedeutete dies ein Segen. Es gab viel Arbeit, Auskommen und Vergnügen. Zweifelsohne zur Freude von Gott und den Menschen.

Von dieser Herrlichkeit hat kaum etwas die Zeit überdauert. Der römisch anmutende Aquädukt wurde im Mittelalter wieder aufgebaut. Beim Stadtrundgang fallen mir die beiden Kathedralen sofort auf. Die ältere aus dem 13. Jahrhundert ist im einfachen romanischen Stil gehalten. Der Grundstein der reich verzierten “neue Kathedrale” wurde im 16. Jahrhundert gelegt. 200 Jahre später entschied der Bischof, dass die Arbeiten eingestellt werden. Sie gilt in ihrer ganzen Pracht als unvollendet. Auf der mit Arkaden gesäumten Plaza Mayor (Hauptplatz) steht am oberen Ende das Rathaus mit dem Glockenturm. Dort schlägt der Abuela (Grossvater) stündlich die Glocke und erinnert uns tags und nachts daran, dass wir nun eine Stunde älter sind.

Zum Schutz der Bevölkerung begann 1197 der Bau der Ringmauer mit 8 Stadttoren und 71 Wehrtürmen. Für den göttlichen Schutz sorgten die über 20 Kirchen und Abteien. Inmitten dieser Anlagen steht das Kloster San Vicente Ferrer, Heute Parador von Plasencia. Trotz seinen Mauern aus grossen Steinquadern wirkt sie elegant. Die Innenräume sind sorgfältig restauriert und möbliert worden. Die freitragende Treppe gegenüber dem Foyer, erbaut 1577, gehört zu den am besten erhaltenen ihrer Art in ganz Spanien.

📜 Abends findet das Leben auf der Plaza Mayor statt. Jung und alt sitzen gemütlich beisammen, zwischendurch ertönt folklore Gitarrenmusik und Gesang. In einer schmalen Seitengasse der Plaza fanden wir ein hübsches regionales Restaurant und konnten bei angenehmem Wetter unter dem Sternenhimmel die regionale Küche ausprobieren. Zwischen dem 10. und 25. Februar ist Fasnacht in Plasencia. Ja, diese Stadt macht Freude.