❷⓿❹ Wir schreiben das Jahr 1519. Im April erreicht Eroberer Hernán Cortés (1485-1847) im Auftrag der spanischen Krone die Küste des heutigen Mexiko, beendet die aztekische Herrschaft und lässt deren Gold abtransportieren. Gleichzeitig sichert sich Carlos I. (1500-1588), er ist der Enkel des Königs von Aragón, die Stimmen der regionalen Fürsten, um ein Jahr später zum König gekrönt zu werden. Wegen der familiären Bande gehört er dem österreichischen Haus Habsburg an, wir kennen ihn als Kaiser Karl V. Sein Reich erstreckt sich von den Niederlanden über Zentraleuropa bis zum römischen Reich und Spanien.
Um sich in diesem weit verzweigten europäischen Herrschaftsgebiet das Wohlwollen der Stimmberechtigten zu sichern und sich zum König krönen zu lassen, benötigte es beträchtliche Summen von Geld und Personen mit weitreichendem Einfluss. Der findige Bankier und Multiunternehmer Jakob Fugger (1495-1525) aus Augsburg finanzierte die Wahl und erhielt dafür zahlreiche Vorteile, die das königliche Darlehen um ein Mehrfaches überstiegen. Die Minen im spanischen Almadén mit dem weltgrössten Vorkommen an Quecksilber spielten dabei eine zentrale Rolle.
Die Kleinstadt Almadén liegt in Zentralspanien, ziemlich genau in der Mitte zwischen Madrid und Sevilla. Der Name der Stadt ist arabisch und bedeutet “Mineral”. Schon die Kelten, dann die Römer und später die arabischen Besetzer holten das Flüssigmetall aus den nahen Bergen. Nach der Vertreibung der Mauren aus Spanien wurde die Minen den königstreuen Ritterorden verpachtet. Nach der Königswahl entriss König Carlos diesen die Minen und überliess sie dem Fugger-Imperium, als Rückvergütung für seine hohen Wahlschulden.
Etwas über 100 Jahre lang florierte das Geschäft der Minen von Almadén. Das Quecksilber wurde nach Mexiko verschifft, es wurde für das Abscheiden des Goldes benötigt. In Europa wurde es für die Herstellung von Spiegeln eingesetzt. Auch entdeckten Mediziner das Quecksilber zur Bekämpfung der “Soldatenkrankheit”, dem Syphilis. Das aus dem Quecksilbererz gewonnene rote Zinnober gelangte als Farbstoff in die Länder des Fernen Ostens.
📜 In Almadén wurden rund 250’000 Tonnen Quecksilber abgebaut. 2003 wurden die Minen geschlossen und 9 Jahre später als kulturelles Erbe in die Liste der UNESCO aufgenommen. Im Besucherzentrum des Parque de Minero de Almadén (Minenpark von Almadén) erhältst du einen guten Einblick über die technischen Vorrichtungen und die harten Arbeitsbedingungen im Bergwerk. Auf den ersten Blick hat mich erstaunt, dass die Gemeinde Almadén eher bescheiden daher kommt. Der Grund liegt darin, dass die Fugger ihre Büros und Vorratskammern ins 130 Kilometer westlich gelegene Almagro verlegten. Hier ist ihr hinterlassener Reichtum noch allgegenwärtig.