Olite - Schloss wie aus 1001 Nacht

❶❹❾ Als Carlos III (1361-1425), König von Navarra und seine Frau Leonor (1363-1416) im Jahr 1402 ihren Stammsitz, die ursprüngliche Verteidigungsburg in Olite, um einen herrschaftlichen Wohnpalast erweitern liessen, ahnten sie noch nicht, welch aussergewöhnliches Bauwerk sie der Nachwelt hinterlassen würden. Die Türme und Türmchen, Zinnen, Galerien, Balkone und Arkaden, geschmückt mit Ornamenten und Glasfenstern erinnerten mich bei ihrem Anblick sogleich an die Märchen von 1001 Nacht.

Auf dem Weg von Pamplona nach Logroño führt ein nur kleiner Umweg nach Olite, der Stadt mit etwa 4’000 Einwohnern. Nach dem Spaziergang durch die Fussgängerzone öffnet sich der grosse Platz mit dem Königsschloss, das über ein Drittel des historischen Stadtkerns beherrscht. Eigentlich passt dieser monumentale Komplex nicht in die sonst eher karge Landschaft. Doch war es einst das Zentrum, der Dreh- und Angelpunkt von Politik und Wirtschaft des Königreiches von Navarra.

Zur Zeit von Carlos III hatte Navarra eine etwa gleich grosse Fläche wie die heutige gleichnamige Comunidad (Autonome Gemeinschaft) von etwa 11’000 Quadratkilometern. Das kleine Königreich war eingeklemmt zwischen dem mächtigen Kastilien im Westen, dem ambitionierten Aragonien im Südosten und dem gebietshungrigen Frankreich im Norden. Deshalb hatte der neue Palast nicht nur zu repräsentieren, sondern auch zu beeindrucken und die unangefochtene Macht seiner Herrscher zu zeigen.

Das Schlossprojekt war ehrgeizig, der Bau wurde in einer Zeitspanne von 22 Jahren erstellt, für diese Epoche eine sehr kurze Bauzeit. Dies hat zur Folge, dass wir den Palast mit seinen 7 Türmen, der Untermauerung, der Gärten und seinen zahlreichen finessen Details in seiner reinen gotischen Bauweise bewundern können. Für die Kinder im Schloss musste es eine Wonne gewesen sein, in dieser Anlage Verstecken zu spielen.

Das Schloss überstand später die Aufteilung des Königreichs an Kastilien und Frankreich, ebenso einige Feuersbrünste. Wegen seiner klaren gotischen Linien wurde es bereits in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts restauriert und 1925 zum Kulturdenkmal erklärt.

📜 Für mich gehört Olite zu den schmucken Orten in Nordspanien. Wenn du hier Halt machst und in der Altstadt durch die Gassen der Fussgängerzone spazierst, siehst du auf den Balkonen die süssen roten Spitzpeperoni. Sie werden zum Trocknen aufgehängt und gehören als Beilage oder Garnitur in fast alles was in der Region auf den Teller kommt.