❶❾❻ Wir kennen Christoph Kolumbus, Hernán Cortés und Fernando Magellan. Sie alle, Eroberer im Namen des spanischen Königreichs, brachten Schätze nach Hause und wurden dafür fürstlich belohnt. Dass in den besetzten Gebieten die Menschen ausgebeutet wurden, viele starben, spielte keine Rolle. Doch jener, der die Welt am erfolgreichsten eroberte, einige Male im Gefängnis ausharrte und schlussendlich als armer Mann starb, war Cervantes.
Miguel de Cervantes (1547-1616) benötigte weder Schwert noch Bajonett, noch befehligte er eine Armee. Er eroberte die Welt mit der Schreibfeder. Sein Werk Don Quijote ist neben der Bibel das einzige Buch, das in alle Sprachen der Welt, die eine Schrift kennen, übersetzt wurde. Miguel wurde in Alcalá de Henares geboren. Er war das 7. Kind der Familie, der Vater arbeitete als Wanderchirurg. Das Auskommen war zwar spärlich, doch hungern musste man nicht. Miguel studierte Theologie und Literatur mit der Hoffnung, Stabilität in die Familie zu bringen und etwas zum Unterhalt beizutragen.
Dann kam diese dumme Geschichte. Mit 22 Jahren liess er sich auf einen Zweikampf ein, sein Gegner verlor dabei die rechte Hand. Aus Angst vor der Justiz floh er nach Rom, arbeitete erst als Kammerdiener und liess sich dann bei der spanischen Marine anheuern. 1571 zog er mit in die berühmte Seeschlacht von Lepanto, der etwa 40’000 Soldaten zum Opfer fielen. Miguel de Cervantes hatte Glück, lediglich seine Hand wurde verletzt und blieb steif. Er wollte nach Spanien zurückkehren. Auf dem Mittelmeer wurde das Schiff gekapert, und er fand sich in einem algerischen Verliess wieder. Seine Familie konnte ihn nicht freikaufen, deshalb musste er während 5 Jahren ausharren, kam zurück, und nach einem erneuten Einsatz in der Marine gegen die Portugiesen strandete er mittellos in Sevilla. Dort arbeitete er als Steuereintreiber. Zuweilen kaufte er sich mit den Einnahmen etwas zu essen oder ein kleines Vergnügen. Zwei Mal wurde er deshalb ins Gefängnis gesteckt. Dort begann er an seinem berühmtesten Roman zu schreiben.
Die Geschichte von Don Quijote und seinem Gehilfen Sancho Panza ist eine Parodie auf die vielen oberflächlichen Ritterromane, die in Spanien sehr beliebt waren. Quijote, der Phantast als Krieger, der die Windmühlen als vermeintliche Feinde angreift, und Sancho Panza, der erdverbundene und treue Diener, erleben auf ihrer Reise durch die Mancha, die südlich von Madrid gelegene Ebene, ein Abenteuer nach dem anderen. Cervantes schrieb einen Teil des Buches in Valladolid, dann zog er in die Hauptstadt Madrid. Den Ruhm seines Werkes erlebte er nicht mehr.
📜 1991 wurde in Madrid das Institut für den Erhalt und die Förderung der Sprache und Kultur der spanisch sprechenden Völker gegründet. Es trägt den Namen Instituto Cervantes (Cervantes-Institut), Wie Miguel de Cervantes eroberte auch das Institut die Welt, es ist in 88 Städten in 45 Ländern auf 5 Kontinenten vertreten und organisiert Sprachexamen, Tests für Einbürgerungen, Ausstellungen und vieles mehr. In der Bibliothek sind über eine Million Medien aufbewahrt, auch Cervantes’ Zitate. “Wer Abenteuer sucht, findet nicht immer das angenehme", schrieb er vielleicht für sich selbst. Ein typisch schweizerisches ist auch dabei: “Geld bringt Sorgen, ob man es hat oder nicht.”