❶❺❺ Welch einnehmende Kleinstadt im Süden der spanischen Extremadura! Das andalusische Flair ist hier sicht- spür- und hörbar. Die Fassaden der Häuser in der Altstadt gleichen jenen der weissen Dörfer. Am Abend wird auf der Plaza gesungen und getanzt, und der Dialekt der Menschen ähnelt sehr jenem des Südens. Zafra wird denn auch “Klein Sevilla” genannt, ein schönes Kompliment.
Wir neigen dazu, uns den grossen und illustren Stätten und Städten zuzuwenden und übergehen oft die etwas abgeschieden und doch sehr authentischen Orte. Mit dem Aufkommen der Schnellstrassen verschwinden diese zusehends auf der touristischen Landkarte. Das finde ich ausserordentlich schade, denn Zafra gehört zu diesen Städten. Wir trafen am 12. Oktober, dem spanischen Nationalfeiertag, ein und konnten gleich der Stadtmusik beiwohnen, die mit ihrem Konzert durch die Altstadt marschierte.
Zafra liegt auf der Wegstrecke von Caceres via Mérida nach Sevilla, etwas abseits der Hauptverkehrsroute. Die Stadt spielte früher eine zentrale Rolle, denn die Strasse biegt hier in Richtung Portugal ab, die Grenze befindet sich 80 Kilometer weiter im Westen. Die Mauren gründeten 1030 die Stadt und gaben ihr den Namen “Safar”. Er bedeutet “Juni” und rührt daher, weil im Juni hier ihre grossen Märkte stattfanden. Auch Heute ist Zafra mit seinen rund 20’000 Einwohnern ein bedeutendes regionales Gewerbezentrum für die umliegenden, teilweise marginal bevölkerten Dörfer mit ihren Olivenölmühlen, den Reisbauern und den Weingütern.
Das historische Zentrum von Zafra ist malerisch und bezaubernd. Während drei Tagen logierten wir hier, genossen das Ambiente und erkundeten die belebte Fussgängerzone mit ihren mit Blumen geschmückten Innenhöfen. Zwischen Backsteinbögen, schmiedeeisernen Balkonen und Galerien gelangten wir auf die Plaza Grande, wo sich das Leben abspielt. Ein Torbogen führt auf die hübsche Plaza Chica (Mädchen Platz). Er ist kleiner und intimer, doch sehr gemütlich.
Das markanteste Gebäude ist die unübersehbare Palastfestung auf dem Hügel, gleich vor der Altstadt. Die ursprünglich muslimische Festung wurde im Mittelalter als repräsentative herzogliche Residenz umgebaut. Um das Gebäude mit dem dekorativen Innenhof und der tollen Aussicht auf die Stadt nicht zerfallen zu lassen, wurde der Palast 1965 renoviert und, welch ein Glück, nicht als Museum, sondern als permanent genutztes Parador-Hotel wieder eröffnet.
📜 Unweit nördlich von Zafra liegt die Kleinstadt Almendralejo, ideal für einen kurzen Trip. Dort steht das Casino, Heute Sitz der regionalen Handelskammer. Das Gebäude aus dem Jahr 1924 stammt aus der Feder des Architekten Anibal Gonzalez, dessen grösstes Werk die famose Plaza de España in Sevilla war. Wenn du den Portier nett fragst, darfst du einen kleinen Rundgang ins Innere wagen und die edlen Räume und farbigen Gebilde mit den andalusischen Wandkacheln betrachten.